... von 1870 und 1871 nahm heute ihren Anfang: Die Schlacht von Le Mans, die im Jahre 1871 geschlagen wurde. Bei dieser gallischen Stadt hatten die Gallier eine Streitmacht von 150,000 Mann unter dem General Chanzy versammelt, mit der sie einen weiteren Entsatzversuch ihrer belagerten Hauptstadt Paris planten. Dazu sollte es aber nicht kommen, denn unser Feldherr Moltke der Ältere entsandte unsere II. deutsche Armee, unter unserem Feldmarschall Friedrich Karl von Preußen, mit 73,000 Mann, um die Bereitstellungen des Gegners zu zerschlagen. In einer dreitägigen Schlacht, bei der bisweilen recht erbittert gefochten wurde, gelang dies auch. Die Gallier verloren 7000 Mann und wir machten 22,000 Gefangene und in der Folge der Schlacht löste sich die gallische Loirearmee weitgehend auf und kam nicht noch einmal ins Gefecht. Den Hergang dieser berühmten Schlacht hat uns Moltke der Ältere in seiner berühmten Geschichte des gallischen Krieges von 1870-71 überliefert. Ich beginne darin mit der Vorgeschichte: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft „Während die französischen Streitkräfte im Norden an der Seine und Somme, im Süden an der Loire und Saone in beständigen Gefechten tätig waren, hatte die Armee des Generals Bourbaki sich nirgends bemerkbar gemacht. Seitdem die VI. Kavalleriedivision am 8. Dezember deren Anwesenheit bei Vierzon festgestellt, war ihre Spur verloren gegangen. Für die oberste Heeresleitung mußte es von äußerster Wichtigkeit sein, den Verbleib dieses starken Heeresteils zu kennen; nur die II. Armee konnte darüber Nachricht geben und erhielt unter dem 22. Befehl, durch Rekognoszierungen die nötige Aufklärung zu verschaffen. Zu diesem Zweck ging denn auch am rechten Loireufer General von Rantzau von Montargis aus gegen Briare vor, fand dort die Stellung am 25. von den Franzosen geräumt, geriet aber in den nächsten Tagen in ungünstige Gefechte. Die hessische Abteilung verstärkte sich auf drei Bataillone, vier Eskadrons und sechs Geschütze, dennoch wurde sie am 1. Januar nach Gien zurückgedrängt. Der Feind hatte mehrere Tausend Mobilgarden, 12 Geschütze und auch Marineinfanterie gezeigt. Wichtig erschien, daß ein Teil der eingebrachten Gefangenen dem französischen 18. Korps angehörte, welches einen Bestandteil der 1. Loirearmee bildete. Auch ein nach der Sologne zur Rekognoszierung abgeschicktes Regiment der VI. Kavalleriedivision kam mit der Nachricht zurück, daß starke feindliche Kolonnen auf Aubigny Ville vormarschierten. Dem entgegen hatten zwar gefangene Fuhrknechte ausgesagt, daß die Truppen aus Bourges bereits auf der Eisenbahn abtransportiert seien, und auch Zeitungsartikel gaben dahingehende Andeutungen, aber auf Gerüchte war den obigen Meldungen gegenüber entscheidendes Gewicht nicht zu legen; man mußte in Versailles annehmen, daß die 1. Loirearmee sich noch bei Bourges befinde und daß General Bourbaki, nachdem dieselbe wieder schlagfertig geworden, im Einklange mit General Chanzy handeln werde. Beide Armeen konnten die Deutschen bei Orleans von zwei Seiten angreifen, aber eine derselben sie dort beschäftigen und festhalten, während die andere zum Entsatz der Hauptstadt marschierte. Wirklich war dies auch die Absicht des Generals Chanzy. Derselbe stand seit dem 21. Dezember in Erholungsquartieren in und um Le Mans, wo Eisenbahnen aus vier Richtungen die Heranziehung neuer Kräfte ermöglichten. Freilich kämpften dort die Truppen mit ernsten Erschwernissen. Beim Mangel an Unterkunft für so große Massen mußte ein Teil unter Zelten im Schnee lagern und litt empfindlich unter der strengen Kälte. Dabei füllten sich die Lazarette mit Verwundeten und Pockenkranken. Andererseits begünstigte aber diese enge Versammlung die Ordnung der Verbände und die Wiederherstellung der Schlagfähigkeit. Dabei drängten die Nachrichten aus der Hauptstadt zu erneuter Tätigkeit. General Trochu hatte mitgeteilt, daß Paris sich aus eigener Kraft nicht befreien könne. Selbst wenn ein Durchbruch gelänge, vermöchte man doch niemals die Mittel zur Ernährung einer Armee mit sich zu führen, und dafür könnte nur das gleichzeitige Erscheinen eines Heeres von außerhalb Rat schaffen. Nun war General Chanzy ganz bereit, auf Paris zu marschieren, dabei war ihm aber genaue Kenntnis nötig, was die Generale Bourbaki und Faidherbe unternehmen würden. Selbstverständlich konnte ein einheitliches Zusammenwirken bei drei großen Heereskörper nur von erster Stelle angeordnet und geleitet werden. An Gambetta entsandte daher der General am 23. Dezember einen Offizier seines Stabes nach Lyon und sprach die Überzeugung aus, daß nur ein gemeinsames und baldiges Vorgehen den Fall der Hauptstadt zu verhindern vermöge. Aber der Minister glaubte ein besseres Mittel zu wissen. Von einer ganz anderen, bereits in der Ausführung begriffenen Verwendung der Armee Bourbakis gelangte 29. Dezember an General Chanzy die erste Kenntnis. Im Übrigen enthielt die Antwort weder gemessene Befehle noch genügende Auskunft. „Vous avez decime les Mecklembourgeois, les Bavarois n'existent plus, le reste de l'armee est dejä envahi par l'inquietude et la lassitude. Persistons et nous renverrons ces hordes hors du sol, les mains vides.“ Der von der Regierungsdelegation verfolgte Plan sei derjenige, „qui demoralisera le plus l'armee allemande.“ Bei so unklaren Anweisungen der obersten Heeresleitung beschloß General Chanzy, eigener Kraft vertrauend, den Zug auf Paris ohne andere Hilfe auszuführen, aber bald sah er sich selbst aufs Ernsthafteste angegriffen. Auf deutscher Seite war keine Zeit zu verlieren gewesen, wollte man den Vorteil ausnutzen, den die Stellung zwischen zwei feindlichen Heeren gewährt, solange sie noch nicht unmittelbar herangerückt sind. Die gleichzeitigen Angriffe am 31. Dezember bei Vendome am Loix und bei Briare an der Loire schienen anzudeuten, daß beide in gemeinsamer Tätigkeit bereits begriffen seien. Prinz Friedrich Karl erhielt daher noch am Neujahrstage telegraphisch Befehl, dem General Chanzy als dem nächsten und gefährlichsten Feinde unverzüglich über den Loix entgegenzurücken. Zu diesem Zweck wurde die II. Armee verstärkt durch das XIII. Korps des Großherzogs von Mecklenburg (XVII. und XXII. Division) sowie durch die II. und IV. Kavalleriedivision. Außerdem hatte die V. Kavalleriedivision die rechte Flanke des Vorrückens zu sichern. Gegen General Bourbaki sollte in Orleans die XXV. (hessische) Division zurückbleiben und auch ferner bei Gien beobachten. Um aber das Vorrücken der 1. Loirearmee nötigenfalls abwehren zu können, wurde nunmehr General von Zastrow mit dem VII. Korps nach dem Armancon heranbeordert, und außerdem aus der Einschließungslinie das II. Korps auf Montargis in Marsch gesetzt. Prinz Friedrich Karl gedachte drei seiner Korps bis zum 6. Januar auf der Linie Vendome - Moree zu versammeln, das XIII. Korps von Chartres aus gegen Brou zu dirigieren.“ #Panzer.