...n Siegen geboren und das muß natürlich gefeiert werden. Wie immer mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und den Werken unseres Meisters. Die Malerei erlernte dieser von 1592 bis 1598 in Antwerpen und wurde anschließend in die dortige Malergilde aufgenommen. Nach Abschluß seiner Lehre bereiste er von 1600 bis 1608 Italien und Spanien und ließ sich anschließend in Antwerpen nieder. Anno 1609 heiratete er seine erste Frau Isabella Brant, mit der er die Kinder Clara Serena, Albert und Nikolaas zeugte. Erfolg und Ruhm stellten sich bald ein und so rief ihn Anno 1622 die gallische Königin Maria de Medicis nach Paris. Ab Anno 1623 war er sogar als Gesandter im Dienste Spaniens tätig und vermittelte einen Frieden mit England. Anno 1630 heiratete er seine zweite Frau Helene Fourment, mit der er die Kinder Clara Johanna, Franz, Helene und Peter Paul zeugte. Unser Kunstgelehrter Rudolf Oldenbourg bringt uns in seinem Werk „Peter Paul Rubens“ die Kunst unseres alten Meisters etwas näher und ich lese daraus das epische Vorwort: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde „Alles Wissen um die Kunst, historischer oder ästhetischer Art, das nicht in den tiefsten, unbewußten Grund des Menschen dringt und hier einen lebendigen.Widerhall findet, bleibt letzten Endes eitel und belanglos. Das rätselhafte Wort, daß nur dem gegeben wird, der schon hat, wird in der Erziehung zur Kunst unerbittliches Ereignis, so verständnislos auch unsere Zeit der Gleichmacherei und der Akademien für jedermann daran vorübergeht. Nur sehr bedingt sind die Möglichkeiten der künstlerischen Aufklärung, bedingt vor allem, weil sie mehr der Selbsterziehung anheim gegeben sind, als durch Belehrung im gewöhnlichen Sinn übermittelt werden können. Im wesentlichen wirken sie nach zwei Richtungen: Indem der Stoff reichhaltig gesammelt und in sinngemäßen Verbindungen vorgetragen wird, bildet und schärft sich das Urteil über die unter den jeweiligen Voraussetzungen gezeitigten Werte. Schon hier muß der Lernende die natürliche Fähigkeit lebhafter Anschauung, wenigstens in einem gewissen Maße, mitbringen. Dann aber, nach forschender Umschau über die Masse der vorliegenden Kunstproduktionen, beginnt das Urteil eigentlich erst in Kraft zu treten, indem es den Ansturm der Eindrücke sichtet, sie auf den gemeinsamen Nenner der aufnehmenden Persönlichkeit bringt und entscheidet, was nur durch den Intellekt begriffen worden war, was die äußerlicheren, wandelbaren Organe des Geschmacks angenommen hatten und was endlich im tieferen Wesen des einzelnen in prästabilierter Harmonie anklingt. Dank der historisch orientierten Kunstanschauung des 19. Jahrhunderts und insbesondere der in den letzten 50 Jahren glänzend erblühten Kunstwissenschaft hat mit der Erweiterung unserer Kenntnisse die Beweglichkeit der Einstellung sich zu einem früher nie gekannten Umfang ausgeweitet und alle Gebiete der Kunst zugleich dem ästhetischen Genuß zugänglich gemacht. Ein Allbewundern und Allverstehen ist erreicht worden, das sich über alle Grenzen des Ortes und der Zeit mühelos hinwegsetzt und dem das erste Stammeln einer jungen Kultur nicht weniger zugänglich ist als die letzte Überfeinerung ihres Verfalls. Indem ihr die Möglichkeit, ja Notwendigkeit jedes ästhetischen Grundsatzes immer gegenwärtig ist, sucht diese relative Art der Kunsterkenntnis mehr in sich selber, als in ihrem Gegenstand Befriedigung und wenn sie auch ohne eine gewisse angeborene Beziehung zur Kunst nicht denkbar ist, so mangelt ihr doch naturgemäß der geschlossene Horizont der Persönlichkeit, das Schwergewicht, welches unwiderstehlich zu einer entscheidenden Wertung drängt und dem Urteil überhaupt erst den Stempel des Individuellen verleiht. Als Propädeutik zwar nicht unentbehrlich, aber von hohem Wert, dringt sie nie eigentlich zu den Quellen des künstlerischen Schaffens und führt auch nie zu seinen letzten Zielen hin. Denn was vom Herzen, aus dem unerforschlichen Innern kam - und nur unter dieser Voraussetzung ist ein Kunstwerk als solches anzuerkennen - will auch vom Herzen vernommen werden. So bleibt die historisierend-extensive Kunsterkenntnis, die auf dem Feld und mit den Mitteln des Intellektes zu Werke geht, nur ein Durchgangsstadium, allenfalls auch das belebende Korrelat einer tieferen, absoluten Überzeugung, die der ästhetisch veranlagte Mensch in sich trägt und die zu läutern und zu befestigen der wesentliche Zweck seiner Erziehung sein sollte. Wie die unendlich mannigfaltigen Erzeugnisse der Kunst nicht willkürlich hervorgebracht, sondern aus der strengen Nötigung ebenso vieler verschiedener Sinnesarten entsprungen sind, so steht es auch unserer Aufnahmefähigkeit nicht frei, sich jedes beliebigen Kunstwerkes im letzten Sinne zu bemächtigen. Liegt doch zwischen seiner Würdigung - sei sie noch so klug - und der eigentlichen Realisierung, das heißt seinem Wiedererleben, ein Abstand, den gerade das kunstgeschichtlich geschulte Auge allzu leicht unterschätzt. In diesem Augenblick nämlich, und nicht in mystischen Schwärmereien, tritt die enge Beziehung zwischen Kunst und Religion zutage, sofern Religion im ursprünglichsten Sinne einer Bindung, eines Nicht-anders-könnens, trotz aller Einwürfe des Intellektes verstanden wird. Die analytische Gesinnung, mit der die geschichtliche Erkenntnis das Kunsturteil unserer Zeit durchdringt, hat das Recht dieser tieferen Synthese bedrohlich geschmälert und pflegt in ihrer Sucht nach universalem Umfang die besondere Vorliebe des einzelnen etwas verächtlich als Geschmacks- oder Meinungssache zurückzuweisen. Der Laie gelangt heute auch wirklich nur selten über eine vage Vorliebe hinaus, da sein Urteil, anstatt unbeirrt von innen seine Norm zu empfangen, durch die Flut von Belehrungen und Materialien, mit der Zeitungen und Kunstpropaganda ihn täglich überschwemmen, verschüttet oder bis zur Selbstentfremdung bedrängt und verunklärt wird. Und doch ist der Fluch, der auf all unserem künstlerischen Beginnen lastet, nichts anderes als die Vielspältigkeit und Wurzellosigkeit der Anschauung, der Mangel an fester innerer Nötigung, aus der in weiteren örtlichen und zeitlichen Zusammenhängen die produktive Geschlossenheit einer ästhetischen Überzeugung, einer Stilkraft wieder hervorwachsen könnte. Von der Historie besessen, haben wir den Mut der Entscheidung, die uns wie Ungerechtigkeit anmutet, nicht mehr aufzubringen; nur bei Künstlern trifft man ihn allenfalls noch an, wo er sich als Notwehr gegen die Zersetzung intellektueller Einflüsterungen erhalten hat und in den Ausfällen der Extremen gegen die alte Kunst eine wahnwitzige, aber begreifliche Steigerung erreicht. Neidvoll blicken wir auf den sicheren Einklang des ästhetischen Urteils, dessen frühere, selbst wenig produktive Kunstepochen sich zu erfreuen hatten. Leidenschaftlich sind unsere Pädagogen bemüht, ihn wiederherzustellen. Doch fruchtlos bleiben alle Einsichten und Maßnahmen, solange nicht jeder einzelne sich vom Fluch der Historie, den Nietzsche so gewaltig bloßgestellt hat, reinwäscht und durch Ablehnung dessen, was ihm nicht innerlichst entspricht, in sich selber die Elemente des Einklangs aufrichtet, von dem er die Gesamtheit durchdrungen und umschlossen sehen möchte. In solcher Art das Verhältnis des einzelnen zur Kunst zu verinnerlichen und zu klären, bildet den eigentlichen Wert der kunstgeschichtlichen Belehrung. Sie soll uns der eigenen Freiheit bewußt machen, indem sie zur Stellungnahme herausfordert, und - wenn auch durch Widerspruch - auf unser eigentliches Urteil zurückweist. Der Gegenstand unserer Darstellung bietet sich uns also vornehmlich unter dem Gesichtspunkt: Was bedeutet Rubens dem Menschen unserer Zeit, was kann er ihm bedeuten? Treten wir ihm gegenüber wie einem abgelaufenen Ereignis der Vergangenheit, das mit seiner unmittelbar pragmatischen Auswirkung erlosch, oder besteht, trotz der gewaltigen Entwicklungswellen, die uns von ihm trennen, eine lebendige Beziehung von ihm zu uns, von seinem Überfluß zu unserem Bedürfnis? Spricht er uns nur antiquarisch-ästhetisch an, gleichsam als Artist, oder hat er darüber hinaus als Mensch zum Menschen jedem von uns noch etwas zu bieten? Kann die Ethik unserer künstlerischen Anschauung, die sich in genialisch-ungenialen Blähungen oder in tändelnder Schöngeisterei verzettelt, an Rubens eine Norm, einen orientierenden Anklang finden, oder hat sich seine führende Kraft innerhalb seiner Epoche erschöpft? ...“.