...o 1606 in Leiden geboren und soll daher mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und seinen Werken ein wenig gefeiert werden. Der Sohn eines Müllers und einer Bäckerstochter studierte Anno 1620 an der berühmten Universität von Leiden und erlernte die Malerei bei Jacob von Swanenburgh und Pieter Lastmann. Mit Jan Lievens gründete er Anno 1626 eine eigene Werkstatt. Trotz Erfolg und reichlich Aufträgen hatte unser Rembrandt - als echter Künstler - beständig mit Geldsorgen zu kämpfen. Er heiratete Anno 1634 die Patriziertochter Saskia von Uylenburgh, mit der er den Sohn Titus zeugte. Nach dem Tod seiner Frau lebte er mit Hendrickje Stoffels zusammen, die er allerdings, trotz der Geburt der Tochter Cornelia, nicht heiratete. Warum, darüber mögen sich die Rembrandt-Gelehrten den Kopf zerbrechen. Bis zu 700 Gemälde werden unserem Rembrandt zugeschrieben, wenn auch nicht alle vom Meister selbst gemalt sein dürften - der gute Mann hatte schließlich reichlich Schüler und Nachahmer. Einen Chronisten fand unser Rembrandt in unserem Kunstgelehrten Richard Muther, aus dessen Werk „Rembrandt - Ein Künstlerleben“ wir Panzertiere zur Feier des Tages ein wenig vorlesen: https://archive.org/details/rembrandteinkuns00muth „Das Schaffen Rembrandts schildern, heißt eine Schicksalstragödie schreiben: die Tragödie des Künstlers , die Tragödie der Kunst. Blicken wir zurück in die Zeiten des Mittelalters, in die Tage der Renaissance. Da waren Schaffende und Genießende eins. Von der Kirche und den Königen gingen die Aufträge aus, und die größten Künstler waren diejenigen, die das, was gewünscht wurde, am besten lieferten. Heute ist das anders. Diejenigen, die irgend welchem Auftraggeber dienen - mag er Staat oder Publikum heißen - dienen in der Regel nicht der Kunst. Und die, die der Kunst dienen, gehen einsam, oft als Märtyrer ihren Weg. Wie kommt das? Nun, die Erklärung liegt wohl darin, dass früher eine einheitliche Weltanschauung Schaffende und Konsumenten verband. Rafael und Tizian, Velasquez und Rubens dachten gar nicht daran, etwas anderes malen zu wollen, als was ihre Auftraggeber, freilich hochgebildete, forderten. In Zeiten des Gärens, wenn eine alte Weltanschauung ins Grab sinkt und eine neue sich vorbereitet, wird dieser Zusammenhang sich lösen. Künstler und Schriftsteller ziehen, von wenigen Intelligenten begleitet ins Neuland aus, während die träge Masse der beati possidentes noch im alten Gelände verharrt. Rembrandts Schaffen fiel in eine solche Zeit, als etwas ganz Neues sich gestaltete. Ein junges Volk hatte wie ein bürgerlicher Keil sich in die aristokratische Welt geschoben. Inmitten der Monarchien Europas war Holland die einzige Republik. „Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!“ Dieses Wort des Marquis Posa schien hier zur Wahrheit zu werden. Rembrandt, als Sohn dieses freien Hollands, war der erste freie Künstler. Statt wie die früheren einem kirchlichen oder weltlichen Hofstaat sich einzuordnen, war er auf seine königliche Unabhängigkeit stolz. Statt wie die früheren sich an Aufträge zu binden, zeichnete und malte er das, was sein Genius ihm eingab. Er hat so das Reich der Kunst um ganz neue Provinzen erweitert. Er ist Wege gewandelt, die noch kein früherer ging, hat Schätze gehoben, die des Entdeckers harrten. Doch wie hat das freie Holland ihm gedankt? Man steht vor der seltsamen Tatsache, daß der Weg zur Freiheit, den die Völker gehen, für den Künstler nur zu zweierlei führen kann: entweder, wenn er ebenfalls frei sein will, zur Nutzlosigkeit, oder, wenn er fortfährt verwendbar zu sein, zum Verzicht auf sein Künstlertum. Denn es ist ein Unterschied, ob ein einzelner, der Großes will, dem Geschmack eines Meisters sich anvertraut, oder ob eine tausendköpfige, künstlerisch unerzogene Masse versucht, den Künstler nach ihrem Geschmack zu leiten. Als Francesco Barberini den päpstlichen Stuhl bestieg, soll er zu Bernini gesagt haben: „Es mag ein Glück für Euch sein, dass Euer Gönner Papst wurde, doch größer ist mein Glück, dass das Leben des Kavaliere Bernini in mein Pontifikat fällt.“ Das ist das Wort eines Herrn, der im Künstler zwar den Diener, doch zugleich den Genius sieht. Die Herde hat für den Genius kein Verständnis. Zu Dienern des Herdengeschmackes geben nur die Kleinen sich her. So bleibt den Großen nichts übrig, als „trotz alledem“ weiter zu schaffen. Sie können als freie Künstler ungestört verhungern. Die Tragödie Rembrandt ist der erste typische Fall dieses künstlerischen Märtyrertums, das mit bourgeoisen Kulturen untrennbar verwachsen scheint. Man verfolgt, wie er erst sich bemüht, die Welt zufrieden zu stellen ; dann, wie er, des trocknen Tones satt, ihr voll Ingrimm den Fehdehandschuh hinwirft; wie er, des Kampfes müde, sich in sich selbst zurückzieht, und wie die Welt schließlich, da sie dem Künstler nichts mehr anhaben kann, sich am Bürger rächt. Man schreibt keine Einzelbiographie, sondern die Tragödie des Künstlers. „Nimm dein Kreuz auf und folge mir.“ Rembrandt van Ryn wurde am 15. Juli 1606 in der alten Universitätsstadt Leyden geboren. Sein Vater war Müller, seine Mutter eine Bäckerstochter. Er war das fünfte von sechs Kindern. Dass in dem Kopfe dieses einen Kindes der göttliche Funken lebte, während die anderen als brave Nullen durchs Leben gingen, ist eine jener Kapricen der Natur, die der Deutung spotten. Man sucht auch vergebens nach Jugendeindrücken, die sein Schaffen bestimmt haben könnten. Höchstens die Landschaft kommt in Frage. Denn das Haus seines Vaters lag am Ende der Stadt, gerade an der Stelle, wo die beiden Arme des Rheins sich scheiden. Und noch weiter draußen im freien Feld lag die Windmühle. Oft mag er vom Hügel dieser Windmühle in das flache, holländische Land geblickt haben, auf die Dünen in ihrem melancholischen Braun, auf den von Wolken durchfegten Himmel. Gewisse pantheistische Gedanken durchschwirrten seinen Kopf. Spinoza. Über den Beruf, den er wählen sollte, war er sich anfangs nicht klar. Erst nachdem er eine Zeitlang an der Universität inskribiert gewesen, ging er, um Maler zu werden zu Isaak Swanenburch, hierauf nach Amsterdam zu Bieter Lastmann. Nun hätte entweder die herkömmliche Studienreise nach Italien folgen können. Oder es hätte für ihn nahegelegen, nach Haarlem zu gehen, wo Franz Hals damals seine entscheidenden Werke schuf. Doch Rembrandt war wohl der Anschauung, man dürfe das, was man wird, nur sich selber danken. In selbständigem Nachdenken wollte er die Ausdrucksmittel seiner Kunst beherrschen lernen. So richtete er im elterlichen Hause in Leyden seine Werkstatt ein und begann mit einer sorgsamen Kleinmalerei, die fast an die Tage Jan van Eycks erinnert. In akkuratester Genauigkeit malt er seine Modelle ab. Schweinslederne Folianten, Rüstungsstücke, Kannen und Töpfe ordnet er neben den Figuren zu sauberen , kleinen Stilleben an. Zugleich beschäftigen ihn Lichtprobleme. Denn die Lichtmalerei war ja in allen Ländern Europas auf den zeichnerischen Stil der Spätrenaissance gefolgt. Caravaggio als erster hatte, um die Plastik seiner Gestalten zu steigern, mit scharfen Gegensätzen von Licht und Schatten gearbeitet. Grell und ölig fallen die Sonnenstrahlen auf einzelne Partien seiner Bilder, während andere in undurchsichtigem Dunkel verschwimmen. Lastmann, Rembrandts Lehrmeister, hatte diesen Kellerlukenstil nach Holland gebracht, und Gerhard Honthorst in Utrecht verschärfte den Licht- und Schattenkontrast noch dadurch, dass er gewöhnlich Kerzenbeleuchtung wählte. Rembrandt, dieser Überlieferung folgend, malte ähnliches. „Petrus im Gefängnis“, „Paulus im Gefängnis“ lauten die Titel einiger frühen Bilder. In die Sprache des Künstlers übersetzt, will das sagen, dass in einem dunklen, gewölbten Raum eine Lichtsäule prall auf einen Greisenkopf fällt...“.