...utscher Bildhauer Arno Breker geboren. Sein Vater war der Steinmetzmeister Arnold Breker und in dessen Fußstapfen trat er auch. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an der Düsseldorfer Akademie und zog seit dem als fahrender Künstler durch die Lande. Er zeichnete sich unter anderem für die Ausschmückung des Berliner Olympiastadiums und vom neuen Büro des Chefs aus. Im Jahre 1937 wurde er zum Professor ernannt und 1944 in die preußische Akademie der Künste aufgenommen. Zahlreiche seiner Werke fielen dem Bildersturm der Landfeinde und ihrer liberalen und kommunistischen Handpuppen zu Opfer und er selbst wurde geächtet. Unterkriegen hat sich unser Arno Breker aber nicht, sondern munter weitergearbeitet und so haben wir reichlich Stoff für unsere kleine Werkschau zu seinen Ehren. Im Schloß Nörvenich hat unser Arno Breker auf seine alten Tage noch sein eigenes Museum einrichten können, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Geheiratet hat unser Arno Breker auch und zwar 1937 die Griechin Demetra Messala. Die Ehe blieb leider kinderlos. Nach deren Tod heiratete er 1958 Charlotte Kluge, mit der den Sohn Gerhard und die Tochter Carola hatte. Sein Schaffen und seine Erlebnisse hat uns unser Arno Breker in seinem Buch „Im Strahlungsfeld der Ereignisse“ niedergeschrieben und daraus lese ich nun das Vorwort vor: „Das Substantielle der folgenden Seiten wurde in der Abgeschiedenheit einer glänzend geführten modernen Klinik in Frankfurt-Höchst niedergeschrieben. Es lag nahe, den Film des Daseins noch einmal vorüberziehen zu lassen, denn die Lebenserwartungen schienen gedämpft. Aber dank der unermüdlichen Fürsorge des Internisten Prof. Habs bin ich noch einmal davongekommen. Zwei Gründe bewogen mich, nach einem Vierteljahrhundert des Schweigens mich einer Öffentlichkeit zu stellen, vor der mein Wirken in den Jahren der Diktatur nachträglich nur immer verzerrt, ja als verbrecherisch dargestellt wurde: Erstens der Wunsch, meine beiden noch sehr jungen Kinder, denen dieses Buch gewidmet ist, später einmal wissen zu lassen, wer ihr Vater war; denn was Presse, Rundfunk, Fernsehen und die politischen Parteien ohne Ausnahme bisher über mich verbreitet haben, ha,t - in aller Bescheidenheit sei es gesagt - mit meiner effektiven Existenz wenig gemein. So gab die Geburt meines Sohnes im Jahre 1960 den letzten Anstoß zu dieser Niederschrift, damit er, wenn er alt genug ist, seine eigene Meinung und sein eigenes Urteil an Hand authentischen Materials bilden kann. Die zweite Anregung ging von meinen zahlreichen Freunden in Frankreich aus. Gleich bei unserem ersten Wiedersehen im Jahre 1950 kam es zu oft leidenschaftlich geführten Diskussionen über die Hintergründe des Zweiten Weltkrieges, die Zusammenhänge seit 1934 bis zum Zusammenbruch des Hitler-Regimes, über Okkupation und Kollaboration; man kannte inzwischen die überraschend große Zahl der wegen Kollaboration angeklagten und verurteilten Franzosen und wollte den Ursachen nachgehen, warum sie zu Kollaborateuren geworden waren; man glaubte, in einer Niederschrift meiner Erinnerungen an jene entscheidenden Jahre zwischen 1938 und 1943, die ich halb in Deutschland, halb in Frankreich verbrachte, den Schlüssel dafür zu finden, warum die positive Einstellung zur deutschen Kultur während der Hitlerzeit gerade unter den intellektuellen Franzosen so enorm zunahm. Dabei interessierte man sich weniger für den politischen und militärischen Geschichtsablauf - dieses Feld bleibt den Historikern vorbehalten, die mit immer größerem zeitlichen Abstand zu immer objektiverer Beurteilung kommen werden -, als für ungeschminkte persönliche Erlebnisse und Erfahrungen auf menschlichem und kulturellem Gebiet. Jede Begegnung, jedes Gespräch - sei es in Ateliers, auf Ausstellungen, in den Cafes oder bei festlichen Anlässen - bedeutet hier ein Steinchen mehr zu dem Mosaik, aus dem sich die gewesene Wirklichkeit zusammensetzen läßt. Indem ich also niederschrieb, was ich erlebte und wie ich es erlebte, wollte ich die Verhältnisse der Menschen zueinander, ihre freundschaftlichen, reservierten oder feindseligen Äußerungen, ihr positives oder negatives Verhalten, ihre Hoffnungen und Wünsche, ihre Nöte und Ängste entsprechend der damaligen Wahrheit wiedergeben - ohne jeden Versuch, das Erlebte rückschauend, unter dem Eindruck der erst mit der Endphase des Krieges bekanntgewordenen Gräuel, umzuformen oder zu frisieren. Unsere Vergangenheit war wie jede Vergangenheit einmal Gegenwart, die für die Existenz und das Wirken der in sie hineingeborenen Generation ebenso bestimmend war wie für diejenigen, die bereits von einer anderen Vergangenheit geprägt wurden und sich mit der neuen Gegenwart auseinanderzusetzen hatten. (...) Inzwischen hat sich die Zahl der „Schuldigen“ auf ein Mindestmaß reduziert; auf dem wirtschaftlichen Sektor reichte - zum Segen für das Rumpfgebilde unseres Vaterlandes - die Einstufung als „Mitläufer“ aus, ein etwaiges Fehlverhalten vergessen zu lassen; die öffentlichen Zuständigkeiten befanden über Subventionen nach 1945, richtiger nach der Demontage, allein unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Notwendigkeiten und des angestrebten, später von aller Welt bestaunten Aufschwungs, der die Richtigkeit der Maßnahmen bestätigte. Nur auf kulturellem Sektor leben Haß und Verleumdung weiter. Der Rufmord konzentriert sich auf Einzelgänger, auf Einzelschicksale einiger Künstler, die erwiesenermaßen selten über den notwendigen materiellen Hintergrundverfügen, sich gegen Diffamierungen zur Wehr zu setzen. Und hier muß ich, obwohl ich keinen Anlaß sehe, die fünf Jahre meiner Berufstätigkeit unter Hitler zu rechtfertigen, meine Verleumder, die überall dort zu finden sind, wo Tagespolitik gemacht wird, fragen, was sie denn wirklich von mir und den Zusammenhängen wissen. Wieso beweist jeder, der mich heute angreift, daß er ein guter Demokrat ist? Mit welcher Berechtigung wurde meine künstlerische Aktivität gelähmt, indem es mir unmöglich gemacht wurde, mit meinen Arbeiten an die Öffentlichkeit zu treten? Dem praktisch geschieht heute das gleiche, was dem Ansehen des Hitler-Regimes in seinen Anfängen, als alle Welt noch bereit war, es als rechtmäßig gewählte Regierung Deutschlands anzuerkennen, schwer geschadet hat: so wie damals Mißliebiges - meist aus politischer oder rassischer Aversion gegen einzelne Kunstschaffende - als „entartet“ unterdrückt und verfolgt wurde, so wird heute, in praktikabler Umkehrung und Simplifizierung der Begriffe, die damals entstandene gegenständliche Kunst als „faschistisch“ erklärt, die abstrakte hingegen als Beweis demokratischer Gesinnung. Diese Meinung wurde so konsequent manipuliert, daß es selbst heute noch auch den Freunden der gegenständlichen Kunst geraten erscheint, sie nicht öffentlich anzuerkennen, geschweige sie auszustellen, um nur ja nicht in den Verdacht der Nazianhänglichkeit zu geraten. Diese Furcht, auch wenn sie dem Ideal der Demokratie widerspricht, ist verständlich: niemand setzt sich gern öffentlichen Angriffen aus, die mit berufs- oder geschäftsschädigenden Folgen einhergehen würden. Trotz allem gab es Freunde - in der Bundesrepublik, in Frankreich, wo mir niemand in den Rüden fiel, in der Schweiz und in Belgien -, die mutig, verantwortungsbereit und unbekümmert um öffentliche Diffamierung die erzwungene Isolation erträglich machten und meine Existenz durch Aufträge, Zuspruch und Vertrauen sicherten. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank...“.