...enken ist für uns Deutsche eine freudige Pflicht, die auch sehr nützlich ist. Denn der Geschichte sollte man sich immer im Sinne Nietzsches bedienen. Der schreibt nämlich in seinen „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ über den richtigen Gebrauch der Geschichte: „Die Geschichte gehört vor Allem dem Tätigen und Mächtigen, dem, der einen großen Kampf kämpft, der Vorbilder, Lehrer, Tröster braucht und sie unter seinen Genossen und in der Gegenwart nicht zu finden vermag. So gehörte sie Schillern: denn unsere Zeit ist so schlecht, sagte Goethe, daß dem Dichter im umgebenden menschlichen Leben keine brauchbare Natur mehr begegnet. Mit der Rücksicht auf den Tätigen nennt zum Beispiel Polybios die politische Historie die rechte Vorbereitung zur Regierung eines Staates und die vorzüglichste Lehrmeisterin, als welche durch die Erinnerung an die Unfälle Anderer uns ermahne, die Abwechselungen des Glückes standhaft zu ertragen.“ Im Falle der Schlacht am Kahlenberg, deren Jahrestag wir Deutschen heute feiern, trifft dies umso mehr zu, denn die Zeit der Türkenkriege scheint ja keinesfalls vorbei zu sein. https://www.unzensuriert.at/content/0024623-Erdogan-nahe-Zeitung-droht-mit-Krieg-Tuerkei-der-Lage-Europa-binnen-drei-Tagen-zu Daher tut es wahrlich Not, sich der Abwehrkämpfe gegen die Türken zu erinnern. Am Kahlenberg schlugen nun unser Feldherr Karl von Lothringen und seine Mitstreiter ein türkisches Heer von 200,000 Kriegsknechten mit ihren nicht 80,000 Recken. Einmal mehr haben wir Deutschen hier einen Sieg in Unterzahl errungen. Bei der zweimonatigen Belagerung verloren die Türken schon 50,000 Mann und die Schlacht am Kahlenberg kostete sie noch einmal 20,000 Mann und 117 Geschütze. „Lützows verwegene Jagd“ von unserem Theodor Körner paßt sehr schön zu unserer heutigen Siegesfeier, finde ich: https://www.youtube.com/watch?v=TIQrimEiXR8 „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör´s näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düsteren Reihn und gellende Hörner schallen darein erfüllen die Seele mit Grausen Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd Was zieht dort rasch durch den finstern Wald und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt, das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt es fallen die fränkischen Schergen Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt Das ist Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein, der Wütrich geborgen sich meinte Da naht es schnell mit Gewitterschein und wirft sich mit rüstigen Armen hinein und springt an das Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd! Was braust dort im Tale die laute Schlacht was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd! Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht unter winselnde Feinde Gebettet? Es zucket der Tod auf dem Angesicht doch die wackern Herzen erzittern nicht das Vaterland ist ja gerettet! Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt: Das ist Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd auf Henkersblut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt! Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt wenn wir's auch nur sterbend gewannen. Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“ Nachzulesen gibt es die Geschichte der Schlacht am Kahlenberg und der zweiten Türkenbelagerung Wiens bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich von Mühlwerth in seinem epischen Werk „Die Belagerung und der Entsatz von Wien“; und darin geht es nun los! Die Ankunft unseres Entsatzheeres wird in Wien sehnlichst erwartet, da die Stürme der Türken immer schwerer von unserem Festungskommandanten Rüdiger von Starhemberg abgeschlagen werden können: „Am 4. September, zwei Uhr Nachmittags, sprang an der Spitze der Burgbastion eine gewaltige Mine und erzeugte eine Bresche von 12 Meter Breite; 4000 Stürmer versuchten sofort sich dieser Bresche zu bemächtigen. Den Säbel in der Rechten, in der linken den Schild, einen gefüllten Sandsack am Rücken, kletterten sie unter gellendem Allah-Geschrei die Bresche hinan, den Hagel von Geschlossen nicht achtend, der ihnen von der Bastion, dem Kavalier und aus den oberen Stockwerken der kaiserlichen Burg, entgegengeschleudert wurde. Durch eineinhalb Stunden tobte hier ein furchtbarer Kampf; schon wehten den Sieg der Türken verkündend, einige Roßschweife auf der Bastion, da erschien der gewaltige Starhemberg mit allen Generalen und der letzten Reserve auf dem Kampfplatze und ließ die siegestrunkenen Muselmänner wieder über die Mauertrümmer hinabstürzen. Am 5. September versuchten die Türken noch einmal dieselbe Bresche zu stürmen, wurden aber wieder abgewiesen. Dagegen machten sie im Graben immer größere Fortschritte und ihre Mineurs drangen unter den Hauptwällen immer weiter vor. Am 6. September Mittags ein Uhr warf eine gewaltige Mine die Eskarpemauer der linken Face der Löwelbastei in einer Breite von 12 Metern in Trümmer. Einige tausend Türken liefen sogleich gegen die Bresche Sturm, einer kleinen Abteilung gelang es sie zu erstürmen und zwei Fahnen darauf zu pflanzen. Nach zweistündigem Ringen wurden aber die Türken abermals unter Starhembergs persönlicher Leitung mit einem Verluste von 1500 Mann, wieder in den Graben zurückgetrieben. Zwei Tage darauf am 8. September stürmten die Türken abermals eine durch Minen in der Löwelbastei erzeugte, große Bresche. Der Sturm wurde nach blutigem Kampfe zwar abgewiesen; die im türkischen Lager bemerkten Truppenverschiebungen ließen aber Starhemberg für den Abend einen allgemeinen Sturm besorgen. Er stellte nun nebst der Garnison und der bewaffneten Bürgerschaft, die ganze männliche Bevölkerung Wiens zur Verteidigung in Bereitschaft, die Reserven teils auf der Freiung, teils auf dem Michaelerplatze. Der erwartete allgemeine Sturm unterblieb zwar wider Starhembergs Erwarten, dagegen stürmten die Türken die Löwelbastei noch drei Mal, bis sie sich endlich trotz der tapferen Gegenwehr, im unteren Wall der Löwelbastei, sowie in der Kommunikationslinie des Grabens vor der Courtine festsetzen. Es waren dies die letzten Stürme, denn am 10. und 11. September beschränkten sich die Türken darauf, mit der Beschießung und den Minenarbeiten fortzufahren. Wien war trotzdem, seit sich die Angreifer an der Löwelcourtine festgesetzt, auf das Äußerste bedroht. Wäre es den Türken noch gelungen, die drei Minengalerien, die sie nun unter diese Courtine vortrieben, zu vollenden und den Hauptwall einzuwerfen, so wäre Wien verloren gewesen; glücklicher Weise traf der Ersatz noch rechtzeitig ein...“.