...schers wie Friedrichs des Großen zu treten, umso mehr wenn man es mit einer gänzlichen Umwälzung des Staats- und Kriegswesens zu tun bekommt - wie es die Gallische Revolution von 1789 war. Beides widerfuhr unserem Preußenkönig Friedrich Wilhelm dem Zweiten. Im Jahre 1786 trat er die Nachfolge seines Onkels Friedrichs des Großen an und regierte unser altes Preußen bis 1797. Seine erste große Tat war 1787 sein Feldzug gegen die aufständischen Niederländer. Angestiftet von den Galliern hatten diese ihren Statthalter Wilhelm den Fünften gestürzt, der mit Friedrich Wilhelms Schwester Wilhelmine verheiratet war. Daher entsandte unser Preußenkönig den Herzog Karl von Braunschweig mit 20,000 Mann in die Niederlande. Schnell brauch der Aufstand zusammen und Friedrich Wilhelm ließ das Brandenburger Tor zur Feier des Sieges errichten. Doch war dieser Erfolg wohl ein Danaergeschenk der Nornen. Denn im Jahre 1791 versuchte unser Preußenkönig im Verbund mit Österreich die Wiederholung dieses Streiches in Gallien. Dieser mißlang bei Valmy und in der Folge überschwemmten die gallischen Revolutionsheere Flandern und die Rheinlande. Ohne eigentlich eine Niederlage erlitten zu haben, schied Friedrich Wilhelm der Zweite aus dem Abwehrkampf gegen die Gallier 1795 mit dem Baseler Frieden aus und ließ unseren Kaiser Franz den Zweiten im Stich. Damit begründete er jene verhängnisvolle Neutralität unseres alten Preußens, die 1806 mit der Niederlage bei Jena und Auerstedt enden sollten. Im Osten gelang es unserem Preußenkönig urdeutsche Gebiete wie Danzig, Thorn und Südpreußen von der polnischen Fremdherrschaft zu befreien. Wenn es auch nicht unbedingt klug war Polen gänzlich zu beseitigen. Denn als Puffer gegen Rußland schadete es nicht und stellte seit den Tagen Kaiser Konrads des Zweiten keine wirkliche Gefahr mehr da. Im Jahre 1791 erwarb er zudem Ansbach und Bayreuth, alte Ländereien der Hohenzollern, die leider 1806 wieder verloren gingen und auch auf dem Wiener Kongress 1815 nicht wieder zurückgewonnen worden sind. Friedrich Wilhelm der Zweite förderte die Kunst und die Wissenschaften und neigte ein wenig zur prunkvollen Hofhaltung Friedrichs des Ersten. Sparsamkeit war seine Sache nicht und während ihm sein Onkel einen Staatsschatz von 51 Millionen Talern hinterließ, vererbte er seinem Sohn Friedrich Wilhelm dem Dritten Schulden in der Höhe von 48 Millionen Talern. Zur Welt kam unser Hohenzoller 1744 in Berlin als Sohn des Prinzen August Wilhelms von Preußens und der Luise Amalie von Braunschweig. Er wurde in der Kriegskunst, den Wissenschaften und der Staatsverwaltung unterrichtet und nach dem Heimgang seines Vaters zum preußischen Kronprinzen ernannt. Im Jahre 1762 nahm er an der Belagerung von Schweidnitz an der Schlacht von Burkersdorf teil. Friedrich der Große ernannte ihn anschließend zum Befehlshaber des Potsdamer Infanterieregiments. Vier Ehen schloß Friedrich Wilhelm der Zweite und zeugte elf Kinder, zu denen sich noch vier natürliche Sprößlinge gesellten. Die ihm sein Kebsweib Wilhelmine von Lichtenau gebar. Unser Geschichtsschreiber Julius von Hartmann hat uns in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ einen kleinen Abriß der Regierung unseres Hohenzollers: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008365/images/index.html?seite=687 „Friedrich Wilhelm II., König von Preußen, war als der älteste Sohn des Prinzen August Wilhelm, ältesten Bruders Friedrichs II., am 25. September 1744 in Berlin geboren. Die Mutter, Louise Amalie, Prinzessin von Braunschweig, war eine Schwester der Gemahlin Friedrichs II. Die königliche Ungunst, welche nach dem unglücklichen Rückzug der Armee aus Böhmen 1757 den Vater getroffen, begleitete auch nach dessen schon 1758 erfolgten Tode den nunmehrigen Prinzen von Preußen. Friedrich wandte seiner Erziehung nur geringes Interesse zu. Bis 1764 bildeten der geistig sehr begabte und anregende Schweizer Nikolaus Beguelin, vordem Professor am Joachimsthal’schen Gymnasium, und ein Oberstleutnant von Brede des Prinzen Umgebung; 1762 ließ ihn der König ins Hauptquartier nach Breslau kommen; er behielt ihn während der Belagerung von Schweidnitz bei sich; 1769 und 70 befand sich Friedrich Wilhelm in Friedrichs Begleitung bei dessen Zusammenkünften mit Joseph II. in Neiße und Mährisch-Neustadt. Vorträge, die dem Prinzen de la Haye de Launay, Roden und Wöllner über die Verwaltungspraxis des Landes hielten, unterrichteten ihn nur oberflächlich. – Eine 1765 vollzogene Verheiratung mit Elisabeth Christine, der Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig, Schwester des Feldmarschalls Karl Wilhelm Ferdinand, wurde bereits 1769 durch Richterspruch getrennt; die Prinzessin erhielt Stettin zum Wohnorte angewiesen, sie starb erst 1840. – Eine bald nach Lösung der ersten Ehe geschlossene zweite Verbindung des Prinzen mit Friederike Louise, Tochter des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, wurde für ihn kein fesselnderes Band, obwohl sie ihm zahlreiche Nachkommenschaft gab. Die Mätresse Wilhelmine Enke, Tochter eines Mitglieds der königlichen Kapelle, auf Andringen Friedrichs II. dem Kammerdiener Rietz ohne Trauung verbunden und unter der späteren Regierung Friedrich Wilhelms zur Gräfin Lichtenau erhoben, genoß andauernd maßloses Vertrauen und tiefgreifenden Einfluß. Sie war, wenn auch ohne wirkliche Erziehung und Bildung, doch geistig reich begabt, dabei Friedrich Wilhelm innig ergeben, zugleich aber intrigant und herrschsüchtig. – Die äußere Erscheinung des Prinzen imponierte: eine hohe Gestalt, männliche Schönheit und Würde gewann ihm die Herzen; sein Antlitz trug edle Züge und einen Ausdruck freundlichsten Wohlwollens. Ritterlichen Mutes und gutherzigen Sinns war er idealen Regungen sehr zugänglich, er hatte Verständnis für Kunst und namentlich für Musik; Mozart und Beethoven erfreuten sich seiner Gunst; seine Kapelle unter Righini und Himmel hatte europäischen Ruf. Er war nicht ohne Urteil und hatte mannigfache Kenntnisse; er dachte besser als er sprach; indessen jeder Zucht entgangen, die von anstrengender Arbeit ausgeht, ohne charaktervolle Selbständigkeit den verführenden und verflachenden Einflüssen einer ungezügelten Sinnlichkeit erlegen, fehlten ihm Spannkraft und Konsequenz; er ermüdete rasch und war den Ansprüchen einer nachhaltigen und eingehenden Tätigkeit nicht gewachsen. Während des bayerischen Erbfolgekriegs hatte Friedrich II. sich ihm zugänglicher bezeigt; 1780 sandte er ihn mit einer vertraulichen Mission zur Kaiserin Katharina nach Petersburg. Die Anknüpfungen Österreichs, die Joseph eben persönlich dort aufgenommen hatte, schienen im Interesse Preußens eines Gegengewichts zu bedürfen; die Kaiserin erwies indessen dem Prinzen wenig Aufmerksamkeit, der Zweck seiner Reise wurde nicht erreicht. Friedrich fühlte sich unangenehm berührt; er sah mit Besorgnis auf seinen Nachfolger und auf dessen Umgebung und gab dieser Gesinnung wiederholt entschiedenen Ausdruck. – Preußen hatte durch Friedrich eine Machtstellung inmitten des europäischen Staatengebildes erhalten, die an sich in keinem Verhältnis weder zu der Ausdehnung seiner Grenzen, noch zu seinen inneren Hilfsmitteln stand. Die Zusammenfassung der letzteren, ihre sparsamste und abgemessenste Verwendung, wie sie der König selbst mit unermüdlicher Umsicht handhabte, hatten die Grundlage gebildet, auf welche gestützt seine persönliche Größe so wunderbares leisten konnte. Die weitere Leitung des überaus zentralisierten Staatsmechanismus nahm die persönliche Tüchtigkeit des Regenten zur Voraussetzung; wurden Abänderungen oder Fortentwicklungen notwendig, so waren dieselben auf das behutsamste in die Wege zu leiten; namentlich die äußere Politik und das Heer forderten die folgerichtigste Durchführung der maßgebend gewesenen Grundsätze, sollte nicht das Scheiden des persönlichen Genius, wenn nicht sofort, doch in nicht allzu ausgedehnter Frist, als eine Schädigung der Machtschätzung Preußens empfunden werden. Nachdem Friedrich Wilhelm am 17. August 1786 den Thron bestiegen, konnte er als Erbe seines Vorgängers und begünstigt durch die Verhältnisse in den nächsten Jahren den ihm anvertrauten Staat eine kaum erwartet glänzende Stellung einnehmen sehen; es blieb ihm aber nicht vorenthalten, auch noch Zeuge des wesentlich von seiner Eigentümlichkeit bedingten Rückgangs der überkommenen preußischen Größe zu werden...“.