...n Krieg klug war, läßt sich schwer sagen. Unserem Admiral Reinhard Scheer können wir den Flottenbau schlecht vorwerfen, da dieser die Entscheidung der Regierung war und der Kriegsmann die ihm gegebenen Streitmittel verwenden muß. Das tat unser Admiral Scheer auch umgehend als ihm 1916 die Seekriegsleitung übertragen wurde. Beim Skagerrak stellte er die englische Heimflotte zum Kampf und fügte dieser schwere Verluste zu. Doch als unser Admiral Scheer im August 1918 eine weitere Seeschlacht schlagen wollte, meuterte seine Flotte. Weshalb es noch heute beim Heer und bei der Luftwaffe als harte Disziplinarstrafe gilt zur Flotte versetzt zu werden... Im sächsischen Obernkirchen wurde unser Admiral Scheer 1863 geboren. Seine kriegerische Laufbahn begann er 1879 bei unserer deutschen Flotte. Deren Erweiterung er ab 1904 als Zentralabteilungsleiter vorantrieb. Im Flottenstabschef wurde er 1909 ernannt und erhielt unser III. Geschwader. Bis zum Ausbruch des Vierjährigen Krieges stieg er bis zum Vizeadmiral auf. Kaiser Wilhelm der Zweite verlieh unserem Admiral Scheer den Verdienstorden Friedrichs des Großen, den Hohenzollerhausorden, das Eiserne Kreuz und den Roten Adlerorden. Im Jahre 1899 führte er seine Herzensdame Emilie Mohr zum Traualtar und zeugte mit ihr zwei Töchter. „Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg“, „Vom Segelschiff zum U-Boot“, „Gedanken über die Seeschlacht von Skagerrak“, „Armierung der Kleinen Kreuzer“ und „Rückblick auf die Entwicklung der Marine seit 1853“ lauten die Namen seiner Bücher und deren Anschaffung ist wahrhaft Pflicht. Die Vorbereitungen für den offensiven Einsatz unserer deutschen Flotte lasse ich euch unseren Admiral Scheer aus seinem Panzerseefahrerbuch „Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg“ ein wenig: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/14808 „Nach Übernahme des Flottenkommandos war unsere erste und wichtigste Aufgabe den Plan für das künftige Verhalten der Hochseeflotte aufzustellen und ein Operationsprogramm auszuarbeiten Die bisherige Seekriegführung sah ihren Erfolg in der Wirkung, die die Flotte durch ihr Vorhandensein ausübte: dem Küstenschutz, dem Einfluß auf die Neutralen, der Entlastung also. welche der Armee gebracht wurde, Die Überzeugung, daß die englische Seemacht unsere Widerstandsfähigkeit in gefährlichster Weise bedrohte, ließ es geboten erscheinen, die Kriegführung gegen diesen Gegner sehr viel energischer zu betreiben, wenn aus einen glücklichen Kriegsausgang gerechnet werden sollte, An Nachgiebigkeit Englands war nicht zu denken, ohne daß ihm der Kriegsdruck auch im eigenen Lande in ganz anderer Weise fühlbar gemacht wurde, als es bisher geschehen war. Nachdem es seinen Expeditionen mit Landtruppen über See sehr viel größerem Umfang gegeben hatte, als man je geglaubt, und dem Lande damit große Opfer an Geld und auch an Menschen auferlegt waren, mußte seine Kriegsentschlossenheit eher noch wachsen, um den Erfolg der gemachten Anstrengungen zu ernten und die dabei erlittenen Fehlschlüge (Preisgabe von Antwerpen und Abbrechen des Dardanellen-Unternehmens) auszugleichen. Bislang war der Krieg für England nur eine Geld- und Menschenfrage. Hieran fehlte es nicht, dank der Unterstützung durch die Kolonien mit Hilfstruppen, der zielbewußten Art, in der die Freiwilligen zur Kitchener-Armee gepreßt wurden und der rücksichtslosen Ausnutzung farbiger Hilfsvölker, Auf diese Weise konnte es den Krieg jedenfalls länger mitansehen als mir, wenn auf unserem Lande die Hungerblockade weiter lastete. Es fiel der öffentlichen Meinung nicht ein, die englische Flotte zu aktiverer Kriegführung anzutreiben, denn ihr Verhalten erfüllte seinen Zweck, ohne daß die Flotte dabei geschwächt wurde oder es ihr besondere Opfer kostete. Dafür fand sich im englischen Volk leicht Verständnis, zumal wenn ihm klar gemacht wurde, daß es seiner Flotte gelungen war, die überseeischen Verbindungen nach allen Richtungen über das Weltmeer hin, auf die das Land so sehr.angewiesen war, offen zu halten, Diese Tatsache war außerdem noch durch Vernichtung unseres Kreuzergeschwaders bei den Falklandinseln besonders hervorgehoben. Die Gefahr des U-Boots-Krieges, die anfänglich so bedenklich erschienen war, hatte sich durch die Interessengemeinschaft mit Amerika zur Bedeutungslosigkeit Herabdrücken lassen. Aber da die Gefahr erkannt war, rüstete sich England dennoch auf ihre Abwehr und leistete darin großzügige Arbeit. Unsere Seekriegführung vom Jahre 1915 konnte dagegen weniger befriedigen. Wenn es auch gelungen war, die Neutralen vom übertritt auf die Gegenseite abzuhalten, so blieb es immerhin fraglich, welchem Umstand dieses Verdienst zukam. Wenn der Nutzen unserer Hochseeflotte nicht deutlicher in die Erscheinung trat, war ihre Leistung nicht ausreichend, um ihre Existenz zu rechtfertigen und weiterhin so große Mittel von unserem Volk dafür zu verlangen. Ihre Hauptaufgabe war klar vorgezeichnet, nämlich England so zu schädigen, daß es die Neigung, den Krieg fortzusetzen, möglichst bald und gründlich verlor. Das war zu erwarten, wenn es gelang, in zwei Richtungen Erfolge zu erzielen, England in seiner Machtstellung, die auf seiner Flotte beruhte, oder in seinem Wirtschaftsleben, am besten an beiden Stellen, zu treffen. Die Überlegenheit der englischen Flotte hatte sich seit Kriegsbeginn zahlenmäßig weiter zu unserem Nachteil verändert; aber, rein taktisch betrachtet, besaß unsere Schlachtflotte nun durch den Zuwachs von vier Schiffen der „König“-Klasse eine ganz andere Struktur wie früher, als das zweite Geschwader einen notwendigen Bestandteil der Gefechtslinie bildete und als Gegner in der Schlacht mit Dreadnought-Schiffen rechnen mußte, denen es nicht gewachsen war. Seit Anfang 1915 hatten auch wir für den Flottenkampf ein Doppelgeschwader aus Dreadnought-Schiffen zur Verfügung (das I. und III. Geschwader) und konnten es daher eher vermeiden, in einer Schlacht die Schiffe des II. Geschwaders in eine Lage zu bringen, wo sie sicherem Verlust ausgesetzt waren. Allerdings hatte auch der Engländer in den Schiffen der „Queen Elizabeth“-Klaffe, welche seit Anfang 1915 fertiggestellt sein mußten, einen großen Zuwachs an Kampfkraft erhalten. Sie führten Geschütze von 38-ow-Kaliber, hatten starken Panzerschutz und eine Geschwindigkeit von 25 Knoten, worin sie also unseren Panzerkreuzern gleichkamen, während sie in ihrer Angriffskraft allen unseren Schiffen erheblich überlegen schienen. Dieses zur Zeit bestehende Kräfteverhältnis verbot uns zunächst noch, die Entscheidungsschlacht gegen die versammelte englische Flotte zu suchen. Unsere Seekriegführung mußte aber auch verhindern, daß diese Entscheidungsschlacht uns vom Gegner aufgezwungen wurde. Dieser letztere Fall konnte eintreten, wenn unsere Kriegführung anfing, ihm so lästig zu werden, daß er sich der deutschen Flotte unbedingt entledigen mußte. Das konnte zum Beispiel infolge des U-Boot-Krieges notwendig werden, sobald es wieder gelang, ihn in bedrohlicher Weise dem englischen Wirtschaftsleben fühlbar zu machen. Suchte der Engländer eine solche Entscheidungsschlacht, so konnte er sich den Zeitpunkt so legen, daß er seine Überlegenheit zu vollster Geltung brachte, während von unseren Schiffen ein Teil durch Reparaturen oder Instandsetzungsarbeiten nicht verwendungsfähig oder auch zu Übungen in der Ostsee abwesend war, worüber der Gegner genaue Kunde haben konnte. Um unsererseits an die englische Flotte heranzukommen, mußte eine ständige planmäßige Einwirkung auf den Feind stattfinden, mit dem Ziel, ihn zu zwingen, aus der abwartenden Stellung heraus Streitkräfte vorzuschieben, die uns günstige Angriffsmöglichkeiten boten. Die früher angewandten Methoden hatten ihren Zweck nicht erfüllt. Sie waren entweder mit zu geringen Kräften unternommen - bei den Kreuzervorstößen derart, daß der Hauptteil der Flotte nicht rechtzeitig eingreifen konnte, um die Gelegenheit auszunutzen - oder sie waren, wie bei den meisten Unternehmungen des Jahres 1915, nicht weit genug gegangen, um Aussicht zu haben, wertvolle Teile der feindlichen Flotte zu treffen. Wenn wir selbst eine weitergehende Offensive ergreifen wollten, mußten wir Herr im eigenen Hause sein, das heißt, das Seegebiet vor unseren Küsten so unter Druck halten, daß wir uns dort frei entwickeln konnten und nicht zu befürchten brauchten, gegen unseren Willen in überraschender Weise herausgefordert zu werden. Außer der Flotte boten wir dem Feind keine Angriffsfläche mehr, da unser Seehandel leider bereits von Anfang an erledigt war. Wohl aber war er selbst noch an so vielen Stellen verwundbar, daß wir reichlich Gelegenheit finden mußten, ihm den Ernst des Krieges fühlbar zu machen. Die Wege, die sich dafür boten, waren der U-Boots-Handelskrieg, der Minenkrieg, der Handelskrieg im Norden und im freien Ozean, der Luftkrieg und lebhafte Betätigung der Hochseestreitkräfte in der Nordsee. U-Boot-Krieg und Luftkrieg waren bereits eingeleitet, die drei anderen Möglichkeiten ließen sich in operativen Zusammenhang bringen. Die Tätigkeit für die nächste Zeit wurde in einem Operationsprogramm niedergelegt, dieses zur Kenntnis des Admiralstabes gebracht und sein grundsätzliches Einverständnis mit dem beabsichtigten Vorgehen erzielt. Vor allen Dingen wurden sämtliche Führer, einschließlich der Kommandanten, in die Aufgaben eingeweiht, um ihr selbständiges Handeln im Sinne des Gesamtplans zu ermöglichen und anzuregen...“.