... der Sechste geboren, der letzte der Habsburger. Als jüngerer Sohn Kaiser Leopolds des Ersten versuchte er - mit englisch-holländischer Hilfe - ab Anno 1703 seinen Anspruch auf den Spanischen Thron durchzusetzen, konnte jedoch den bourbonischen Thronräuber Philipp nicht aus dem Feld schlagen. Anno 1711 folgte er seinem Bruder Joseph I. auf den deutschen Thron nach und regierte unser altes deutsches Reich bis Anno 1740. Die Kriegsführung und die Staatsgeschäfte übertrug er - wie schon sein Vater und sein Bruder vor ihm - unserem Prinzen Eugen und dieser erfocht ihm die Siege von Peterwardein und Belgrad, woraufhin die Türken im Frieden von Passarowitz die Walachei, das Banat und weite Teile Serbiens an ihn abtreten mußten. Unser Kaiser Karl der Sechste war schließlich zugleich auch König von Ungarn. Das perfide Albion brachte ihn um die Früchte des Spanischen Erbfolgekrieges, aber er konnte mit Flandern und Italien unserem alten deutschen Reich wichtige Grenzmarken gegen Gallien sichern. Geheiratet hat unser Kaiser Karl Anno 1708 Elisabeth von Braunschweig, mit der er vier Kinder zeugte. Da jedoch die Nornen den Lebensfaden seines einzigen Sohnes umgehend wieder durchtrennten und es auch keine Nebenlinie der Habsburger mehr gab, stand er vor dem Problem der Nachfolge. Dieses löste er dadurch, daß er älteste Tochter Maria-Theresia mit Herzog Franz von Lothringen verheiratete und zur Alleinerbin erklärte - was die Pragmatische Sanktion genannt wird. Die Anerkennung derselbigen beschäftigte ihn in den letzten Jahren seiner Herrschaft. Seine Tochter Maria-Theresia erwies sich als gute und fähige Herrscherin und wußte den Aasgeiern zu trotzen. Sie wurde zur Stammmutter des neuen Kaiserhauses der Lothringer, das unser altes deutsches Reich bis Anno 1806 beziehungsweise Anno 1866 regiert hat. Der Tod des Prinzen Eugens führte gegen Ende der Herrschaft Karls zu Rückschlägen im Kampf gegen die Gallier und Türken, woran man einmal mehr den großen Wert des Führertums erkennen kann... Friedrich der Große weiß einiges von unserem Kaiser Karl dem Sechsten in der Geschichte seiner Zeit zu berichten: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/2/9 „Kaiser Karl VI. hatte durch Vermittlung des französischen Gesandten in Konstantinopel, Villeneuve, den Frieden von Belgrad mit den Türken geschlossen (1739). Durch diesen Frieden trat er dem osmanischen Reiche das Königreich Serbien, einen Teil der Walachei und die wichtige Stadt Belgrad ab. Die letzten Regierungsjahre Karls VI. waren überhaupt sehr unglücklich gewesen. Die Königreiche Neapel und Sizilien sowie ein Teil der Lombardei waren ihm von den Franzosen, den Spaniern und dem König von Sardinien entrissen worden. Außerdem hatte er durch den Frieden von 1738 das Herzogtum Lothringen, in dem das Haus seines Schwiegersohnes seit altersgrauen Zeiten geherrscht hatte, an Frankreich abgetreten. Durch diesen Vertrag gab der Kaiser Länder hin und erhielt außer leeren Bürgschaften von Frankreich allein Toskana, das man aber nur als unsicheren Besitz ansehen kann. Frankreich garantierte dem Kaiser jenes Hausgesetz über seine Erbfolge, das in Europa als Pragmatische Sanktion so bekannt geworden ist. Dieses Gesetz sollte seiner Tochter die Unteilbarkeit seiner Erbschaft sichern. Man erstaunt mit Recht, am Ende der Regierung Karls VI. den Glanz so verblichen zu sehen, der sie zu Anfang umschimmert hatte. Die Ursache für das Mißgeschick dieses Herrschers liegt in dem Verluste des Prinzen Eugen. Nach dem Tode dieses großen Mannes war keiner da, der ihn ersetzen konnte. Der Staat hatte seine Kraft verloren und sank in Schwäche und Verfall. Karl VI. hatte von Natur alle Eigenschaften eines guten Bürgers, aber nicht eine einzige zu einem großen Manne. Er besaß Edelmut, aber keine Urteilskraft, einen beschränkten, nicht durchdringenden Verstand, Fleiß, aber kein Genie, so daß er bei reichlichem Arbeiten wenig leistete. Er beherrschte das deutsche Recht, sprach mehrere Sprachen und war ein vorzüglicher Lateiner, ein guter Vater und Ehemann, aber bigott und abergläubisch wie alle Fürsten aus dem Hause Österreich. Man hatte ihn zum Gehorchen erzogen, nicht zum Befehlen. Seine Minister unterhielten ihn mit Entscheidungen von Reichshofratsprozessen, mit pünktlicher Beobachtung der Etikette des Hauses Burgund; und während er sich mit diesen Nichtigkeiten abgab oder seine Zeit auf der Jagd vertat, schalteten sie als wahre Herrscher despotisch im ganzen Staate. Österreichs guter Stern hatte den Prinzen Eugen von Savoyen in die Dienste des Hauses Habsburg geführt. Der Prinz war in Frankreich Abbé gewesen; Ludwig XIV. schlug ihm eine Pfründe aus; Eugen bat um eine Kompanie Dragoner, erhielt sie aber ebensowenig. Man verkannte sein Genie, und die jungen Herren am Hofe hatten ihm den Spottnamen „Dame Claude“ gegeben. Als Eugen alle Türen des Glückes verschlossen sah, verließ er seine Mutter, Madame von Soissons, und Frankreich, um seine Dienste dem Kaiser Leopold anzubieten. Der machte ihn zum Obersten und gab ihm ein Regiment. Sein Können trat schnell zutage. Seine ausgezeichneten Dienste und die Überlegenheit seines Geistes erhoben ihn bald auf die höchsten militärischen Stufen: er wurde Generalissimus, Präsident des Hofkriegsrates und schließlich Premierminister Kaiser Karls VI. So war der Prinz Chef des kaiserlichen Heeres; er regierte nicht nur die österreichischen Erblande, sondern auch das Reich. Eigentlich war er Kaiser. Solange Prinz Eugen in der Vollkraft seines Geistes stand, war das Glück mit den Waffen und den Unterhandlungen Österreichs. Aber als Alter und Krankheiten ihn schwächten, ward dieser Kopf, der so lange für das Wohl des Kaiserhauses gearbeitet hatte, unfähig, die Arbeit fortzusetzen und die gleichen Dienste zu leisten. Eine demütigende Betrachtung für unsre Eitelkeit! Ein Condé, ein Eugen, ein Marlborough sehen ihren Geist eher hinsterben als ihren Leib, und die größten Genies enden in Verblödung! Arme Sterbliche, nun rühmt euch noch, wenn ihr mögt! Als Eugens Kräfte sanken, setzten die Intrigen aller österreichischen Minister ein...“.