...die Gallier geschlagen und damit unserer Schlesischen Armee den Übergang über die Elbe erkämpft. Unser Feldmarschall Yorck schuf damit die entscheidende Voraussetzung für die Völkerschlacht bei Leipzig geschaffen. Die Gallier hatten eine gute Stellung gewählt und verfügten über 20,000 Kriegsknechte. Unserem Feldmarschall Yorck standen 24,000 Recken zur Verfügung. Die Verluste waren mit 2000 Mann ziemlich gleich, jedoch erbeuteten wir 13 Kanonen und die Gallier traten den Rückzug an. Einen Schlachtbericht finden wir bei unserem Geschichtsschreiber Carl Tanera in „Die Befreiungskriege 1813 bis 1815“: „Blücher hatte schon vorher seinen Rechtsabmarsch begonnen und dies und sein gewaltsamer Übergang bei Wartenburg gaben dem ganzen Kriege erst den rechten Schwung. Bei letztgenannter Stadt bot die Elbe die meisten Vorteile für einen Brückenschlag. Der Kronprinz von Schweden, durch Blücher gedrängt, hatte dort eine solche errichten, beim Herannahen des französischen Korps Bertrand aber wieder abbrechen lassen. Nun befahl Blücher die Anfertigung von zwei Brücken nebeneinander. Dies gelang unter dem Schutze starker Artillerie. Die Franzosen meinten, es handle sich bei Wartenburg nur um ein Scheinmanöver und ließen dort nur ihr Korps Bertrand stehen. Fast wäre zwar auch jetzt noch nichts aus einem Übergang über die Elbe geworden, hätte nämlich der alte Blücher auf die von seinen Untergeneralen ihm gemachten Schwierigkeiten gehört. Blücher veranlaßte Tauentzien und Bülow, gegen den Befehl des Kronprinzen, seinen Übergang zu unterstützen. Endlich am 3. Oktober war man zum Übergang bei Wartenburg bereit. Hier die hinter den Vortruppen schleierverdeckt, und von den Franzosen unbemerkt, heranmarschierende schlesische Armee, voran Yorck mit seinen Preußen, dort General Bertrand mit seinem nur 12,000 Mann starken Korps, aber in einer wegen zahlreicher Überschwemmungen ausgezeichneten Stellung. Bei Tagesanbruch kamen die ersten preußischen Brigaden, Prinz von Mecklenburg und Oberst Steinmetz, an der Elbe an, überschritten dieselbe und gingen, jener links, dieser in der Front, gegen Wartenburg vor. So hatte es Yorck angeordnet. Allein die Wasserlachen und nassen Gräben machten einen Sturm unmöglich. Die Franzosen befanden sich in vorzüglichen Stellungen auf den Dämmen und eröffneten überall ein für die Preußen höchst verlustreiches Feuer. Yorck selbst ritt durch den Kartätschenhagel, um sich umzusehen, mußte sich aber sagen, daß man so nicht zum Ziele kommen werde. In der Front war also nichts gegen Wartenburg zu machen. So befahl denn Yorck, dasselbe links über Bleddin zu umgehen und den Franzosen in ihre rechte Flanke zu stoßen. Nach langem schweren Kampfe ward das Dorf Bleddin gegen zwei Uhr vom Prinzen von Mecklenburg genommen. Der Feind zog sich zurück. Auf ihn warfen sich jetzt die schwarzen Husaren und zersprengten zuerst seine Gardereiter, dann seine Infanterie, um ihm schließlich noch drei Kanonen und zwei Haubitzen abzunehmen. Damit war für die Bataillone Horns der Augenblick gekommen, Wartenburg selbst anzugreifen. Bis an den Gürtel wateten das Leibregiment und die Löwenberger Landwehr durch den Morast. Der General Horn voran. Sein Pferd bricht erschossen zusammen. „Um Gottes willen, der General ist tot!“ „Kreuz Element, halt's Maul und hilf mir auf!“ Jetzt steht er wieder. „Ein Hundsfott, wer noch schießt! Zur Attacke Gewehr rechts!“ Kein Mann schoß mehr. Mit Hurra wurde der Wall erstiegen. „Wo Infanteristen durchkommen, kommen auch Geschütze durch!“ Wirklich brachte man durch den Sumpf zwei Kanonen auf den Wall, eine freilich mit zerbrochener Laffette und darum unbrauchbar. Mit der andern aber feuerte Leutnant Stern zweilötige Kartätschen auf nur 400 Schritt in die französischen Haufen. Nach dem vierten Schusse floh alles. Nun ging auch Oberst Steinmetz mit seinen Breslauer Landwehrleuten zum Sturme vor. Von allen Seiten wich jetzt der Feind aus Wartenburg. Da faßten ihn aber die mecklenburgischen und die schwarzen Husaren. Der Prinz selbst und seine Umgebung sprengten mitten unter die Italiener der Division Fontanelli. „A bas les fusils!“ Schnell gehorchten die eingeschüchterten Gegner dem Zurufe des Prinzen. Die schwarzen Husaren hetzten noch weit hinter der feindlichen Infanterie und Kavallerie her und erbeuteten noch eine Kanone, drei Munitionswagen und viele Gefangene. So endete die Schlacht bei Wartenburg, die schönste Kriegstat des Yorckschen Korps in diesem Feldzuge, ein Gefecht, in welchem die mit Umsicht gegebenen Befehle des „alten Isegrim“ mit vorzüglicher Ausdauer und Tapferkeit durchgeführt und deshalb Stellungen erobert wurden, welche die Franzosen selbst für uneinnehmbar gehalten hatten. Interessant ist der Ausspruch Blüchers über Yorck nach der Schlacht: „Der Schwerenöter, der Yorck, ist schwer ins Feuer zu bringen“, meinte er. „Aber hab ich ihn einmal drin, so ist keiner besser als er.“ Der Verlust des Korps freilich war ziemlich bedeutend. Er betrug 67 Offiziere, 1548 Mann. Aber man hatte den Elbübergang erkämpft, 11 Geschütze, 70 Munitions- und andere Wagen erbeutet, an 1000 Gefangene gemacht und das französische Korps Bertrand unter bedeutenden Verlusten vollständig zurückgeworfen. Am 4. Oktober stand das ganze schlesische Heer kampfbereit auf dem linken Elbufer, ein wichtiger Schritt zur Vereinigung der drei großen Heere der Verbündeten bei Leipzig war geschehen. Das Netz um den fremden Unterdrücker zog sich mehr und mehr zusammen, seine endgültige Besiegung stand nahe bevor. Die deutschen Völker des Rheinbundes drängten ihre Fürsten mehr und mehr zum Abfall von Napoleon, in Frankreich rührte sich wieder die alte königliche Partei, und plötzlich erfuhr Napoleon, daß der König Maximilian Joseph von Bayern, einer seiner ältesten Bundesgenossen, ins Lager der Verbündeten übergegangen war, und am 4. Oktober mit Österreich den Vertrag von Ried abgeschlossen habe, ja daß eine bayerisch-österreichische Armee von etwa 60,000 Mann bereits gegen Würzburg anrücke. Das waren harte Schläge, aber der französische Kaiser verzagte noch nicht. Noch einmal, als er den Übergang Blüchers bei Wartenburg erfahren, machte er einen Vorstoß, um die schlesische Armee vor ihrer Vereinigung mit der Nordarmee abzufangen. Er kam zu spät. Blücher war in westlicher Richtung nach der Mulde entwischt. Am 12. Oktober hatten Blüchers Korps die Saale überschritten, leichte Reiterabteilungen suchten die Verbindung mit der böhmischen Armee auf und nunmehr mußten die Franzosen sich eiligst nach Leipzig zurückziehen, um nicht ganz von ihrer Rückzugslinie nach dem Rhein abgeschnitten zu werden. Die böhmische Armee traf am 14. Oktober bei Borna und Groitzsch südlich ein und der Oberbefehlshaber ordnete noch für diesen Tag eine Erkundigung durch die Korps Wittgenstein, Kleist und Klenau an. Damit begann die Reihe der Kämpfe, welche um Leipzig herum geschlagen wurden, und die endlich die Befreiung Deutschlands von dem Joche des korsischen Gewaltherrschers erwirken sollten...“.