...7 unser großer deutscher Bildhauer Adolf von Hildebrand geboren. Sein Werk umfaßt Denkmäler für große deutsche Männer wie unseren Eisernen Kanzler Otto von Bismarck, unseren Dichter Friedrich Schiller oder unseren Tondichter Johannes Brahms, ebenso gibt es Sagen - wie den Vater Rhein - und Sinnbilder zu bestaunen und auch so manchen seiner berühmten Zeitgenossen hat unser Adolf von Hildebrand in Stein geschlagen. Zur Feier seines heutigen Geburtstages veranstalten wir Panzertiere eine kleine Werkschau. Seine Kunst hat uns der Meister in seinem Buch „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“ selbst erklärt und so lassen wir Panzertiere ihn zur Feier seines Geburtstages auch ein wenig zu Wort kommen. Ich beginne mit der Vorrede unseres Bildhauers: https://archive.org/details/dasproblemderfor00hild_1 „Das Erscheinen einer dritten Auflage gibt mir die erwünschte Gelegenheit, abgesehen von manchen Verbesserungen, ein kurzes Vorwort beizufügen mit dem Zweck, dem Leser den Standpunkt anzuweisen, von dem aus ein richtiges Verständnis der Auseinandersetzungen im Buche erleichtert wird. Dafür schien es mir vorteilhaft, den leitenden Grundgedanken der Ausführungen noch von einer andern Seite zu fassen, als im Buche geschehen ist. Es ist daher dieses Vorwort zugleich ein Nachwort. Plastik und Malerei sind im Gegensatz zur Architektur meistens als imitative Künste bezeichnet worden. Diese Bezeichnung drückt nur das unterscheidende aus und läßt das Gemeinsame außer Acht. Soweit es sich um das Imitative handelt, steckt in der bildenden Kunst eine Art Naturerforschung und die künstlerische Tätigkeit ist an diese gebunden. Die Probleme, welche dabei die Form an den Künstler stellt, sind von der Natur unmittelbar gegeben, von der Wahrnehmung diktiert. Werden diese Probleme allein gelöst, das heißt hat das Geschaffene nur in dieser Beziehung eine Existenz, so ist es doch als Gebilde an sich noch zu keinem selbständigen Ganzen geworden, das neben und gegenüber der Natur sich behaupten kann. Um dies zu erreichen, muß sein imitativer Inhalt von eitlem weiteren Gesichtspunkte aus, den ich im allgemeinen als den architektonischen bezeichnen mochte, in die höhere Kunstregion entwickelt werden, wobei ich natürlich die übliche spezielle Bedeutung des Wortes Architektur bei Seite lasse. Architektur fasse ich dann nur als Bau eines Formganzen, unabhängig von der Formensprache. Ein Drama, eine Symphonie hat diese Architektur, diesen inneren Bau, ist ein organisches Ganze von Verhältnissen, ebenso wie ein Bild, eine Statue, wenn die verschiedenen Künste auch in ganz verschiedenen Formenwelten leben. Die Probleme der Form, welche bei dieser architektonischen Gestaltung eines Kunstwerkes entsteht, sind keine von der Natur unmittelbar gestellten und selbstverständlichen, sie sind jedoch gerade die absolut künstlerischen. Die architektonische Gestaltung ist das, was aus der künstlerischen Naturerforschung ein höheres Kunstwerk schafft. Das mit Imitativ bezeichnete stellt also eine der Natur selbst entnommene Formenwelt dar, welche erst architektonisch verarbeitet zum vollen Kunstwerk wird. Damit tritt Plastik und Malerei erst in die allen Künsten gemeinsame Sphäre, aus der Welt des bloßen Naturalismus heraus, in die Welt der wahren Kunst. Überblicken wir die künstlerische Tätigkeit früherer Zeiten, so steht die architektonische Gestaltung des Kunstwerkes durchaus im Vordergründe, die imitative bildet sich erst langsam aus. Es liegt dies in der Natur der Sache, denn das allgemeine künstlerische Gefühl, das instinktive Bedürfnis, aus dem Stückwerk des Erlebten ein Ganzes für unsere Vorstellung zu bilden, schafft und waltet mit Verhältnissen direkt aus sich heraus, wie die Musik; die künstlerische Naturforschung bringt erst allmählich ihren immer reicheren Stoff herbei. Bezeichnend für unsere wissenschaftliche Zeit ist es, daß eine künstlerisch sachliche Arbeit nicht über den imitativen Teil hinausgeht. Das architektonische Gefühl fehlt entweder ganz oder begnügt sich mit einem rein äußerlichen, mehr oder minder geschmackvollen Anordnen. Mein Bestreben in diesem Buche geht dahin, diese architektonische Gestaltung des Kunstwerkes in den Brennpunkt der Betrachtung zu rücken und die Probleme, welche die Form nach dieser Seite stellt, zu entwickeln, als eine notwendige in unserm Verhältnisse zur Natur sachlich begründete Forderung...“.