... Fünfte - genannt der Bayer - heimgegangen und da sein Geburtstag unbekannt ist, wollen wir Panzertiere heute seiner gedenken. Zur Welt kam er um 1281 in München als Sohn Herzogs Ludwigs des Strengen und Mathilde von Habsburg, der Tochter König Rudolfs des Ersten; seinem Vater folgte er bereits 1294 als Herzog nach und wurde 1314 zum Nachfolger Kaiser Heinrichs des Siebten gewählt. Allerdings machte ihm der Habsburger Friedrich der Schöne den Thron streitig und erst die Schlacht von Mühldorf entschied 1322 diesen deutschen Thronstreit. Bis 1326 hatte Ludwig der Bayer seine Herrschaft im ganzen Reich durchgesetzt. In beständiger Fehde lag unser Kaiser Ludwig mit dem Papst und so krönte er sich 1328 in Rom selbst zum Kaiser - was der Beginn einer segensreichen Neuerung hätte werden können. Die Hausmacht der Wittelsbacher wuchs unter ihm stark an. Er gewann Brandenburg, Niederbayern, Tirol, Kärnten und Ländereien in Holland. Da es ihm durch seine zwei Ehefrauen - Beatrix von Schlesien und Margarethe von Holland - nicht an Söhnen und Töchtern fehlte, schien der erfolgreichen Dynastiegründung nichts im Wege zu stehen. Es kam jedoch anders und mit unserem Kaiser Karl dem Vierten wählten seine Feinde 1346 einen Gegenkönig, gegen den sich seine Söhne nicht durchsetzen konnten. Nachzulesen ist die Geschichte unseres Kaisers Ludwig unter anderem bei unserem Geschichtsschreiber Johannes von Winterthur in dessen Chronik. Ich beginne mit der Wahl und dem Thronstreit mit Friedrich dem Schönen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11129123_00001.html „Im Jahre 1314 zur Zeit des Papstes Johann wurden Friedrich, Herzog von Österreich, Sohn des Königs Albrecht, und Ludwig, Herzog von Bayern, zu Frankfurt im Streit gewählt; der zweite aber wurde von dem Mainzer Erzbischof Peter, der ihn gewählt hatte, zu Aachen gekrönt. Mehrere streuen aus, daß Ludwig samt seinem Bruder vor der Wahl mit einem Eide Friedrichen versprach, er wolle ihm bei der Wahl auf keinerlei Weise in den Weg treten, und daß von ihm beide dafür viel Geld empfingen. Diesen Vertrag hielt der Bruder Ludwigs standhaft, Ludwig aber achtete Eid und Vertrag nicht im mindesten, und es wird deshalb von vielen behauptet, er sei ein Meineidiger. Andere, die für ihn eifern, sagen, er habe darum nicht gefehlt, weil die Rechtsgelehrten ihm erklärt hätten, daß der von ihm geleistete Eid ihn nicht gegen sich selbst verbindlich gemacht habe. Wenn nun ein anderer von ihm gewählt worden wäre, so hätte der von ihm abgegebene Eid mit Recht gehalten werden müssen; sobald aber die Wahl auf seine eigene Person fiel, war es anders. Da sie aber in Zwietracht gewählt worden waren, verfolgten sie einander viele Jahre, nämlich zehn, und wegen des daraus entstandenen Krieges im Reiche Deutschlands sind viele verarmt, vertrieben, beraubt, gefangen, verbrannt und getötet worden, weil sich beide einander widersetzten. Oft haben sie sich beiderseits zum Kampfe versammelt, daß beide ungefähr 1300 geharnischte Reisige und darüber und etwa 20,000 Mann Fußvolk hatten. Dennoch lieferten sie keine Schlacht, weil bald dieser, bald jener, von Furcht übernommen, die Flucht ergriff, um das Leben zu retten. Dreimal, wie ich glaube, trafen sie bei Speyer zusammen, zweimal bei Esslingen, wo mehrere umgekommen und im Neckar gefangen genommen worden seien, zweimal vor Augsburg, einmal in Bayern. Friedrich stellte sich aber vorzüglich durch seinen Bruder, den Herzog Leopold, der ganz beherzt und mutvoll und der Ruhe ungeduldig war, dem Herzog Ludwig entgegen und schlug ihn, der die ganze Macht und Menge seines Heeres mit sich vereint hatte, von vielen Orten wie von Speyer, Kehl, Straßburg gewaltig in die Flucht...“ Nicht jedermanns Sache sind die alten Chroniken fürwahr und so gibt es auch den Abriß der Herrschaft Ludwigs des Bayerns von unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ zu lesen. Von der Wahl unseres Wittelsbachers zum deutschen König und vom Beginn seiner Fehde mit Friedrich dem Schönen hört ihr nun auch bei ihm: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html „Wahrend der Kaiser Heinrich VII. in Italien für die Hoheit des alten Kaisertums kämpfte, wurde das Königtum in Deutschland zwar in seinem Namen durch seinen Sohn Johann von Böhmen als Reichsverweser verwaltet, allein Johann war zu jung und unerfahren, und sein unbeständiger Sinn, der ihn später in vielen Abenteuern in ganz Europa umhergetrieben hat, hinderte auch damals schon ein folgerechtes Handeln. Es waren große Fehden fast in allen Teilen Deutschlands. In Schwaben tobte der Krieg der Städte gegen Eberhard von Württemberg; die österreichischen und bayerschen Länder waren in eine Fehde der Herzoge Friedrich von Österreich und Otto von Niederbayern verstrickt; und im nördlichen Deutschland kriegten die Markgrafen Waldemar von Brandenburg und Friedrich von Meißen wegen der Niederlausitz. Die Gewalt der Waffen oder die Berechnung des Vorteils mußten am Ende entscheiden, wo das Recht seine Macht verloren hatte. Die Zerrissenheit Deutschlands war auch die Ursache, daß der Königsthron 14 Monate lang nach Heinrichs VII. Tode unbesetzt blieb. Ein eifriger Bewerber um denselben war Herzog Friedrich von Österreich, der älteste unter König Albrechts zurückgelassenen Söhnen, der die eigentlichen österreichischen Länder für seine drei jüngsten Brüder, Albrecht, Otto und Heinrich, mit verwaltete, während der zweite, Leopold, die Herrschaft der Besitzungen in der Schweiz, dem Elsaß und Schwaben inne hatte. Beide besaßen den ritterlichen Sinn ihres Hauses; Leopold hatte ihn schon unter Heinrich VII. in Italien bewährt; Friedrich war weicher von Gemüt, auch nicht immer gleich in seinen Neigungen und Bestrebungen; wenn es galt, war er großer Anstrengungen fähig, dann wieder ergab er sich der Untätigkeit. Sein Äußeres war stattlich und edel und verschaffte ihm den Beinamen „der Schöne“, unter welchem ihn die Geschichte kennt. Leopold, kleiner und unansehnlicher von Gestalt, besaß einen stärkeren, ja fast unbiegsamen, Geist, einen vorherrschend kriegerischen Sinn, wie denn auch fast sein ganzes Leben mit kriegerischer Tätigkeit ausgefüllt war; dabei war er kühn in seinen Entschlüssen und klug und ausdauernd in ihrer Ausführung. Für seines Bruders Königskrone, wenn er sie erlangen möchte, war er alle seine Tatkraft einzusetzen entschlossen. Den Österreichern entgegen standen die Luxemburger, der Erzbischof Balduin von Trier und König Johann von Böhmen, denn sie mußten besorgen, daß Friedrich als König alle seine Macht aufbieten werde, die Ansprüche seines Hauses aus Böhmen durchzusetzen. Sie gewannen leicht den Erzbischof Peter Aichspalter von Mainz, den alten Freund des luxemburgischen Hauses, und mit ihm vereinigt brachten sie den kriegerischen Waldemar von Brandenburg und den Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg aus ihre Seite, so daß die Mehrheit der Kurstimmen in ihrem Besitze war. Zum Kandidaten des Thrones ersahen sie sich, weil der 17jährige König Johann die Festigkeit und Erfahrung zu einer so schwierigen Ausgabe noch nicht zu haben schien, den Herzog Ludwig von Oberbayern. Dieser Ludwig, der zweite Sohn Ludwigs des Strengen, den wir als den Eidam und Freund Rudolfs von Habsburg kennen gelernt haben, hatte mit seinem älteren Bruder Rudolf die oberbayerische Erbschaft geteilt, Rudolf hatte den größten Teil der Unterpfalz und mit der Pfalzgrafenwürde die Kurstimme erhalten; aber beide Brüder waren zwieträchtig mit einander, und so trat auch jetzt der Pfalzgraf gegen seinen Bruder aus die österreichische Seite, als Ludwig, von Ehrgeiz getrieben, den Rus der luxemburgischen Partei annahm, obgleich er Friedrichs des Schönen Jugendfreund war, mit ihm an einem Tische gegessen und in einem Bette geschlafen hatte. Beide waren ja Enkel Rudolfs von Habsburg. Die Österreicher nun , um auch eine möglichst große Zahl von Kurstimmen zusammenzubringen, erkannten, gegen das Interesse ihres Hauses, für den Augenblick den aus Böhmen vertriebenen Heinrich von Kärnten als böhmischen König an, der die Kurstimme dieses Landes zu führen habe, und schrieben eben so dem Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg, der aus ihrer Seite war, die rechte sächsische Kurstimme zu. Und da der Erzbischof von Köln dem Pfalzgrafen Rudolf sein Stimmrecht übertragen hatte, so zählten auch sie nach ihrer Rechnung vier Kurstimmen. Am 19. Oktober 1314 versammelten sich beide Parteien zur Königswahl bei Frankfurt, die Luxemburger in der Frankfurter Vorstadt, wo ehemals das freie Feld zur Königswahl aus fränkischer Erde gewesen war, im dasigen Saalhofe; die Österreicher aus der andern Seite des Maines in Frankenhausen. Die Frankfurter hielten, nach altem Rechte, ihre Tore verschlossen, bis der rechte König würde gewählt sein. Die Wahl Friedrichs geschah von der österreichischen Partei am 19. Oktober, die Ludwigs von den Gegnern am 20., und da Ludwig wenigstens drei unbestrittene Wahlstimmen für sich hatte, die von Mainz, Trier und Brandenburg, Friedrich aber nur zwei, die des Pfalzgrafen und des Erzbischofs von Köln, so erkannten die Frankfurter jenen als rechtmäßig gewählten König an und öffneten ihm ihre Tore; er wurde aus den Altar der Bartholomäus-Kirche erhoben und dem Volke als König gezeigt. Eben so gelang es ihm, seinem Gegner in der Krönungsstadt Aachen zu vorzukommen, wo er von dem Erzbischof von Mainz, aber ohne die achten Reichsinsignien, gekrönt wurde; Friedrich dagegen ließ sich mit den rechten Insignien, von dem rechtmäßig dazu bestellten Erzbischof von Köln, aus einem Hügel bei Bonn ebenfalls krönen. Der Streit mußte mit den Waffen ausgekämpft werden, denn keine der Parteien wollte nachgeben, und eine Spaltung und Zerrüttung Deutschlands von 33 Jahren ist die unselige Folge gewesen; denn wenn auch Ludwig seinen Gegenkönig nach sieben Jahren besiegte und sich später mit ihm vertrug, so war doch die Feindschaft mit Herzog Leopold dadurch noch nicht beendigt, und nachdem auch dieser von der Bühne abgetreten war, dauerte der Kampf mit den Päpsten in Avignon fort, die Ludwigen nicht als rechtmäßigen König anerkennen wollten, und verwirrte dessen ganzes Leben und Wirken bis an seinen Tod unter dem päpstlichen Bannfluche. Die Erzählung dieser traurigen Kämpfe, die kaum durch einige Ruhepunkte unterbrochen werden, ist sehr unerquicklich; keine großartige Erscheinung, kein wahr hast hervorragender Charakter, werfen ihr Licht aus die verworrene Szene und er wecken die warme Teilnahme des Gemütes als Entschädigung für den Anblick der Zerstörung, wie es doch in dem großartigen Kampfe der hohenstaufischen Zeit der Fall war. Auch keine unmittelbar wichtige und fruchttragende Entwickelung ist aus der Auslösung der Verhältnisse hervorgegangen. Gleichwohl muß die Geschichte auch solche Zeiten in ihre Darstellung ausnehmen; aber sie eilt über dieselben mit möglichst schnellem Schritte hinweg und berührt nur die Hauptmomente, welche den Gang der Begebenheiten bezeichnen...“.