...en letzten Ansturm der Türken abgeschlagen und daraufhin sind diese unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Sodaß wir Deutschen unser schönes Wien zum ersten Mal gegen unseren alten Todfeind aus dem Morgenland erfolgreich verteidigt haben. Was natürlich nach einer Siegesfeier mit unserem Panzergetränk Met verlangt. Keine kleine Waffentat haben unsere Feldherren Philipp der Streitbare, Niklas Salm der Ältere und Wilhelm von Roggendorf mit der Verteidigung Wiens vollbracht. Die Türken hatten nämlich 150,000 Kriegsknechte und 300 Geschütze zum Sturm auf Wien aufgeboten, während wir Deutschen nur 17,000 Recken und 72 Geschütze zu dessen Verteidigung hatten. Die vergeblichen Sturmangriffe auf Wien sollen die Türken übrigens 20,000 Mann gekostet haben. Die Türken feiern freilich die Erste Belagerung Wiens als Sieg, weil sie die Wiener Vorstädte erobert hätten. Nachzulesen gibt es die Geschichte der Belagerung Wiens durch die Türken Anno 1529 bei unserem Geschichtsschreiber Karl August Schimmer in „Wiens Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Österreich“ und darin hören wir nun vom letzten Sturmangriff der Türken auf unsere alte deutsche Hauptstadt: https://archive.org/details/bub_gb_j_kpAAAAYAAJ „Den 14. Oktober mit Anbruch des Tages wurde der Kern des türkischen Heeres in drei gewaltige Haufen geteilt, und gegen sieben Uhr rückten sie unter dem Getöne von Zinken und Schalmeien, von der ersten Heerführern angeführt, zum Hauptsturme an. Dieses mal entwickelte sich jedoch bei den Türken nicht jener kühne Mut, jene freudige Todesverachtung, mit welcher sie sich wohl sonst in den Kampf zu stürzen pflegten. Umsonst trieben die Befehlshaber, der Großwesir Ibrahim an der Spitze, die Truppen mit Säbel, Stock und Keule zum Anlauf, sie verweigerten allen Gehorsam und schien laut, sie wollten lieber von ihren eigenen Kriegsobersten getötet sein, als von den langen spanischen Röhren und den deutschen Bratspießen, wie sie die langen Schwerter der Lanzknechte nannten. Gegen Mittag flogen zwei Minen rechts und links vom Kärntnertore auf, eine dritte, welche bis zur Burg gegraben war, wurde jedoch durch Entgegen grabenglücklicher Weise entdeckt, und sechs und zwanzig Tonnen Pulver fielen den Belagerten in die Hände. Demungeachtet aber war ein Wallbruch von 24 Klaftern Länge durch die Sprengung entstanden, aus allen feindlichen Geschützen sprühte ein Feuer- und Kugelregen auf die Stadt, und es erfolgte ein verzweifelter und wütender Sturm, der jedoch zu wiederholten Malen mit der heldenmütigen Tapferkeit abgeschlagen wurde. Dies war die letzte Kraftanstrengung der erschlafften und entmutigten Feinde; zwei Ereignisse, welche dabei Statt hatten, sind für ewige Zeiten historisch merkwürdig. Die Nacht zuvor hatten sich in den, auf dem Schweinsmarkte errichteten Biwaken, zwei Soldaten, ein deutscher und ein portugiesischer in einen Wortwechsel über die Vorzüge ihrer Nationen eingelassen. Wie es bei solchen unersprießlichen Debatten immer zu gehen pflegt, waren die Soldaten, vielleicht auch weinerhitzt, immer heftiger geworden, und es kam am Ende so weit, daß der Deutsche den Portugiesen auf das Schwert heraus forderte. In rasendem Mute sprangen sie auf und beschlossen, als noch kaum der Morgen zu dämmern begann, ihr blutiges Vorhaben ins Werk zu setzen. Wutentbrannt stiegen sie den Wall hinan, jeder nach dem Blute des Andern dürstend. Kaum aber hatten sie, als die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Turmspitzen der Stadt warf, die Wehren gezogen, als der erste türkische Anlauf begann. Einige Janitscharen drangen gegen den Wall und einer erklomm ihn sogar und pflanzte zur Ermutigung der zögernden Scharen seinen Roßschweif darauf. Da rief der Deutsche in edler Begeisterung: „Wäre es nicht besser unser Blut für das gemeine Beste, als einer elenden Privatrache wegen, zu vergießen?“ - Der Portugiese fühlte die Wahrheit dieser Worte, umarmte seinen Gegner feurig und beide stürzten den Feinden entgegen. Der Deutsche erfaßte den Janitscharen, war ihn in den Graben hinab, und hieb auf die Andern los, die unterdessen ebenfalls den Wall erklommen hatten, wobei ihn der Portugiese tapfer unterstützte. Auf einmal wurde dem Deutschen der linke Arm mit dem Schilde weggehauen, dem Portugiesen aber ein Pfeil in den rechten Arm geschossen, so daß er die Waffe nicht mehr zu halten im Stande war. Ein Janitschar drang schnell auf ihn ein und würde ihn unfehlbar getötet haben, wäre nicht der Deutsche zuvorgekommen und hätte den Türken niedergestoßen. Nun fochten Beide, Einer an den Andern gedrängt, mit ihren noch gesunden Armen auf das heldenmütigste, obzwar mit zerstümmelten Gliedern und zerbrochenen Waffen fort, bis sie endlich von vielen Wunden bedeckt, sich umklammernd und verblutend zur Erde sanken. Wahrlich eine schöne, herrliche Episode dieses ruhmvollen Heldenkampfes, die für die spätere Nachwelt aufbewahrt zu werden verdient. Das zweite Ereignis war noch traurigerer Art. Bei dem letzten heftigen Sturme Nachmittags gegen zwei Uhr wurde der greise Held Graf Salm durch einen abspringenden Stein gefährlich in den Schenkel verwundet und mußte von dem Wahlplatz hinweg getragen werden. Er erholte sich auch leider nimmer wieder und starb in Folge dieser Verletzung, obwohl erst im Frühlinge des folgenden Jahres auf seinem Gute Salmhof bei Marchegg...“.