...re 1944. In diesen wehrte sich unsere Heeresgruppe Nord, die später in Kurland umbenannt wurde, gewaltige Angriffe der Russen ab und fügte diesen einen Verlust von mindestens 40,000 Mann, 2650 Panzern und 720 Flugzeugen sowie zahlreichen anderen Gerätes zu. Befehligt wurde unsere Heeresgruppe Nord - bestehend auch unserer XVI. und XVIII. Armee, unserem Panzerkorps Großdeutschland und einigen Divisionen unserer Autobahngardetruppen - von unserem Feldmarschall Ferdinand von Schörner und unseren Generalobersten Heinrich von Vietinghoff, Lothar Rendulic und Carl Hilpert. In der Ersten Kurlandschlacht rannten die Russen mit 29 Divisionen, einem Panzerkorps und vier motorisierten Brigaden an. In der Zweiten Kurlandschlacht versuchten sie es mit 2000 Geschützen, 400 Panzern und 60 Divisionen. Zur Dritten Kurlandschlacht traten die Russen gar mit vier Armeen an. Bei der Vierten Kurschlacht warfen die Russen nur elf Divisionen in den Kampf. Bei der Fünften Kurlandschlacht waren es wieder 21 russische Divisionen und 16 Panzerbrigaden. Und auch mit der Sechsten Kurlandschlacht hatten sie im März 1945 kein Glück. Da diese Mißerfolge für die Russen reichlich peinlich sind, behaupten ihre Sophisten nun, daß sie unsere Heeresgruppe Kurland gar nicht vernichten, sondern nur deren Verlegung in unser altes deutsches Reich verhindern wollten. Was natürlich ebenso glaubwürdig wie die Behauptung der Russen, daß es sich beim ihrer Operation „Mars“ https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article112242671/Wie-Stalins-groesster-Stratege-seine-Armee-ruinierte.html nur um ein Ablenkungsmanöver gehandelt habe. Strategisch-operativ wurden freilich die Kurlandschlachten am falschen Ort geschlagen, so schön die Verteidigung des alten Deutschordenslandes auch war. Denn unsere Heeresgruppe Nord hätte umgehend den Platz unserer Heeresgruppe Mitte einnehmen müssen, nachdem diese von den Russen Ende Juni 1944 weitgehend zerschlagen worden war. Wie es genau zu den Kurlandschlachten überhaupt gekommen ist, schildert uns unser Generaloberst Guderian in seinem berühmten Panzerbuch „Erinnerungen eines Soldaten“ wie folgt: https://archive.org/details/heinz-guderian-erinnerungen-eines-soldaten-1960 „War dieses Bild schon schlimm, so hatte sich die Lage bei der Heeresgruppe „Mitte“ seit dem 22ten Juni 1944 zu einer Katastrophe ausgewachsen, wie sie übler kaum gedacht werden konnte. In der Zeit vom 22ten Juni bis zum 3ten Juli 1944 hatte der russische Angriff zwischen Pripet und Beresina, bei Rogatschew, bei Tschaussy, nördlich Orscha und beiderseits Witebsk die deutsche Front durchstoßen und sie unter Totalverlust von etwa 25 Divisionen bis in die Linie Davidgrodek - Baranowicze - Molodeczno - Koziany - Düna nördlich Polozk zurückgeblasen. In den nächsten Tagen nutzten die Russen ihren überraschend großen Erfolg kräftig aus und gewannen Pinsk, sowie die Linie Pruzana - Wolkowysk - Njemen ostwärts Grodno - Kowno - Düna ostwärts Dünaburg - Idriza. Damit war nicht nur die Heeresgruppe „Mitte“, sondern auch die Heeresgruppe „Nord“ in den Zusammenbruch hineingerissen. Bis zum 21ten Juli waren die Russen in scheinbar unaufhaltsamem Vorgehen auf die Weichsel-Linie von Sandomir bis Warschau, sowie über Siedice - Bielsk Podlaski - Bialystock - Grodno - Kowno und - was das unangenehmste war - über Ponjewisch auf Schaulen und Mitau. Nördlich Mitau erreichten sie die Küste des Rigaischen Meerbusens und trennten hierdurch die Heeresgruppe „Nord“ von der übrigen Front ab. Die Heeresgruppe „Nord“, deren rechter Flügel nördlich Polotzk gestanden hatte, hielt eine Front von dort über Idriza - Ostroff - Pleskau - Peipussee - Narwa bis zur Küste des Finnischen Meerbusens. Infolge der Katastrophe der Heeresgruppe „Mitte“ mußte sie ihren rechten Flügel bis zum 21ten Juli 1944 in die Linie Mitau - Dünaburg - Pleskau zurücknehmen. Aber hier war natürlich auch noch kein Halten. Ich übernahm von meinem Vorgänger nicht nur einen desorganisierten Stab, sondern auch eine in voller Auflösung begriffene Front. Reserven des Oberkommandos des Heeres waren nicht vorhanden. Die einzigen, sofort verfügbaren Kräfte standen in. Rumänien hinter der Heeresgruppe „Südukraine“. Ein Blick auf die Eisenbahnkarte zeigte, daß ihr Antransport lange Zeit beanspruchen mußte. Die geringen Kräfte, welche aus dem Ersatzheer verfügbar gemacht werden konnten, befanden sich bereits im Antransport zur meist zerschlagenen Heeresgruppe „Mitte“. Im Einvernehmen mit dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Südukraine“, dessen Chef, General Wende, mein erster operativer Mitarbeiter wurde und die Verhältnisse in Rumänien kannte, schlug ich Hitler vor, alle aus Rumänien verfügbar zu machenden Divisionen von dort abzutransportieren und zur Wiederherstellung der Verbindung zwischen den Heeresgruppen „Mitte“ und „Nord“ einzusetzen. Diese Transporte wurden unverzüglich in die Wege geleitet. Hitler verfügte außerdem den Austausch der Oberbefehlshaber der Heeresgruppen „Südukraine“ (Schörner) und „Nord“ (Frießner). über die Kampfführung der Heeresgruppe „Südukraine“ wurden Weisungen erteilt, die dem Oberbefehlshaber eine für Hitlersche Führung ungewöhnliche Selbständigkeit gewährten. Durch diese energischen Maßnahmen gelang es, den russischen Angriff im Räume Doblen - Tuokum - Mitau zum Stehen zu bringen. Meine Absicht war nun, nicht nur die Wiedervereinigung der beiden Heeresgruppen, sondern die Räumung der baltischen Länder zum Zwecke einer radikalen Frontverkürzung herbeizuführen. Diese Operation war ohnehin notwendig, wollte man nicht die Heeresgruppe „Nord“ in ihrer weit gespannten Aufstellung der Vernichtung aussetzen. General Schörner erhielt den Befehl, einen Vorschlag für die Räumung einzureichen. Er wollte sie in drei bis vier Wochen durchführen. Hierzu war aber keine Zeit. Wir mußten schnell handeln, um dem Gegner zuvorzukommen und die Kräfte der Heeresgruppe in kampffähiger Verfassung nach Ostpreußen ziehen zu können. Ich veranlaßte daher die Durchführung der Räumung Estlands und Livlands innerhalb von sieben Tagen, das Einnehmen eines Brückenkopfes um Riga und die unverzügliche Versammlung aller motorisierten und Panzertruppen westlich Schaulen. Dort erwartete ich den nächsten Stoß der Russen. Dort mußte er abgefangen werden, um die Heeresgruppe „Nord“ in Kurland in Verbindung mit der Heeresgruppe „Mitte“ neu zu gliedern. Der deutsche Angriff stellte in der Zeit vom 16ten bis 26ten September 1944 die Verbindung zwischen den beiden Heeresgruppen her. Daß sie zustande kam, ist dem tapferen Verhalten des Obersten Graf Strachwitz und seiner zusammengestellten Panzerdivision zu danken. Alles kam darauf an, die günstige Lage unverzüglich auszunützen. Hier versagte die Heeresgruppe „Nord“. Schörner glaubte nicht an einen erneuten russischen Angriff westlich von Schaulen, sondern er vermutete ihn bei Mitau. Deshalb hielt er - entgegen der mit Hitlers Unterschrift erteilten Weisung - seine Panzertruppen bei Mitau an. Meine Bitten, die Weisung auszuführen, wurden nicht berücksichtigt. Ob Schörner unter der Hand Hitlers Genehmigung zu seinem Schritt erhalten hat, ist mir unbekannt geblieben. Er besaß direkte Fäden zu ihm. So kam es, daß im Oktober die dünne deutsche Front westlich Schaulen erneut durchbrochen wurde. Die Russen gelangten zwischen Memel und Libau an die Ostsee. Die Heeresgruppe „Nord“ blieb nach Fehlschlagen eines nochmaligen Versuches, die Verbindung längs der Küste zu schaffen, abgetrennt und mußte ohne Zusammenhang mit der übrigen Ostfront über See versorgt werden. Ein erbitterter Kampf zwischen Hitler und mir um die Rückführung dieser wertvollen und für die Verteidigung des Reiches unentbehrlichen Truppen setzte nunmehr ein, vergiftete die Atmosphäre und blieb doch ohne Erfolg...“.