...ktionen des Weltprozesses oder auch der Menschheits-Geschichte weislich enthält, eine Zeit, in welcher man überhaupt nicht mehr die Massen betrachtet, sondern wieder die Einzelnen, die eine Art von Brücke über den wüsten Strom des Werdens bilden. Diese setzen nicht etwa einen Prozess fort, sondern leben zeitlos-gleichzeitig, Dank der Geschichte, die ein solches Zusammenwirken zulässt, sie leben als die Genialen-Republik, von der einmal Schopenhauer erzählt; ein Riese ruft dem anderen durch die öden Zwischenräume der Zeiten zu, und ungestört durch mutwilliges lärmendes Gezwerge, welches unter ihnen wegkriecht, setzt sich das hohe Geistergespräch fort.“ Sagt Nietzsche in seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen und daß dem wirklich so ist, zeigt unser heutiges Geburtstagskind Moltke der Ältere (geborgen 1800 in einem Mecklenburgischen Städtchen namens Parchim). Dessen Gedanken über die Wirkung der Feuerwaffen griff nämlich unser Panzerheinz Guderian in seinem berühmten Buch „Achtung Panzer!“ auf: „Nach Generalfeldmarschall Graf von Moltke besitzt die Feuerwirkung einen offensiven Charakter: „Sie kann unter Umständen absolut vernichtend und sonach selbstständig entscheidend werden.“ Er hielt die Infanterie in der Front bereits damals durch ihr Schnellfeuer dem Angriff auch des verwegensten Gegners gewachsen und sagte: „Die blanke Waffe des Angreifers vermag nichts gegen sie, und selbst sein ebenso gutes Gewehr tritt in den entschiedensten Nachteil, sobald er während der Bewegung auf eine ruhige Handhabung desselben verzichten muß.“ Ursprünglich diente unser Moltke beim dänischen Heer, seit 1822 war er jedoch beim preußischen Heer. Bis 1858 hatte er es zum Chef des Generalstabes gebracht und in den Einigungskriegen gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Gallien (1870-71) war er unser eigentlicher Oberbefehlshaber, der die Schlachtpläne ausheckte und die wichtigsten Schlachten schlug - namentlich Königgrätz, Gravelotte und Sedan. Ebenso leitete er die Belagerung von Paris und ordnete die Truppenbewegungen, um die gallischen Entsatzversuche abzuschlagen. Bis 1888 leitete er unseren Generalstab und keiner unserer Feinde hatte Lust, mit ihm die Klingen zu kreuzen. Seine Waffentaten brachten unserem Moltke die Ernennung zum Feldmarschall und die Erhebung in den Grafenstand ein. An Auszeichnungen erhielt unser Moltke (unter anderen) den Roten und Schwarzen Adlerorden, den Hausorden der Hohenzoller, den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen und das Eiserne Kreuz. Da unser Moltke auch unter die Geschichtsschreiber gegangen ist, können wir seine Taten aus seiner eigenen Feder nachlesen. Von der Ersten Schlacht von Sedan lasse ich unseren großen Schweiger zur Feier des Tages erzählen: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft „Noch blieb der Wald von Garenne zu nehmen, in welchem Abteilungen aller Korps und aller Waffen umherirrten. Nach einer Geschützsalve erstieg von Givonne aus die I. Gardedivision die Höhe, sächsische Bataillone schlossen sich an, während von Illy her der linke Flügel der III. Armee anrückte. Es entstand ein wirres Durcheinander, bei welchem einzelne Abteilungen der Franzosen sich lebhaft zur wehr setzten, andere sich zu Tausenden ergaben, aber erst um fünf Uhr gelangten die Deutschen in vollständigen Besitz dieses Waldes. Inzwischen sah man bereits lange Kolonnen von den Höhen ringsumher nach Sedan herabströmen. In und dicht um den Platz bildeten sich immer dichtere, regellose Haufen von Truppen, und in dies dichte Gewirr schlugen nun die Granaten der deutschen Batterien von beiden Ufern der Maas ein. Bald stiegen Feuersäulen aus der Stadt auf, und die bayerischen Schützen, welche über Torcy vorgegangen waren, schickten sich an, die Palisaden am Tor zu übersteigen, als etwa um halb fünf Uhr weiße Fahnen auf den Türmen sichtbar wurden. Kaiser Napoleon hatte es abgelehnt, dem General von Wimpffen auf seinem Durchbruchsversuch zu folgen, ihm vielmehr aufgefordert, in Unterhandlung mit dem Gegner zu treten. Auf erneuten Befehl schwieg dann plötzlich das Feuer der Franzosen. Auf der Höhe südlich Frenois, von wo der König seit dem frühen Morgen den Gang der Schlacht beobachtet hatte, erschien General Reille mit einem eigenhändigen Schreiben des Kaisers, dessen Anwesenheit in Sedan bisher nicht bekannt gewesen war. Derselbe legte seinen Degen in die Hand des Königs, aber da er sich hierdurch nur persönlich als Gefangenen erklärte, wurde in der Beantwortung gefordert, daß ein bevollmächtigter Offizier abgesandt werde, um mit dem General von Moltke über die Kapitulation der französischen Armee zu verhandeln. Dieser schmerzliche Auftrag wurde dem General von Wimpffen zu Teil, welcher an der verzweifelten Lage, in welche die französische Armee gebracht worden war, durchaus keinen Teil hatte. Die Verhandlungen fanden in der Nacht zum 2. September in Donchery statt. Auf deutscher Seite mußte man sich sagen, daß man einem mächtigen Feinde wie Frankreich gegenüber die gewonnenen Vorteile nicht aus der Hand geben dürfe. Hatten die Franzosen schon den Sieg deutscher Waffen über Nichtfranzosen als Beleidigung empfunden, so konnte keine unzeitige Großmut sie die eigene Niederlage vergessen machen. Es blieb nur übrig, auf der Waffenstreckung und Gefangennahme der ganzen Armee zu bestehen, doch wurde Entlassung der Offiziere auf Ehrenwort nachgegeben. General von Wimpffen erklärte, daß er so harte Bedingungen nicht annehme, die Verhandlungen wurden abgebrochen, und die französischen Offiziere kehrten um ein Uhr nach Sedan zurück, wobei ihnen jedoch erklärt wurde, daß, falls das Abkommen nicht bis morgens neun Uhr abgeschlossen, die Artillerie das Feuer wieder eröffnen werde. So wurde denn auch die Kapitulation bei der offenbaren Unmöglichkeit ferneren Widerstandes vom General von Wimpffen am Vormittage des 2. September unterzeichnet. Für den Marschall Mac-Mahon war es ein besonderer Glücksfall, daß er schon am Anfang der Schlacht verwundet worden war, sonst wäre unausbleiblich er der Unterzeichner gewesen, und obwohl er nur die Befehle ausgeführt hatte, die ihm von Paris aus aufgedrungen waren, würde er schwerlich später über den Waffengefährten zu Gericht gesessen haben, dessen Befreiung ihm nicht gelungen war. Schwer zu verstehen ist, weshalb wir Deutschen den zweiten September feiern, an welchem nichts Denkwürdiges geschah, als was unausbleibliche Folge war des wirklichen Ruhmestages der Armee, des ersten September. Der glänzende Sieg an diesem Tage hatte den deutschen Armeen 460 Offiziere, 8500 Mann gekostet. Viel größer ist dagegen der Verlust der Franzosen, 17,000 Mann, Hauptsächlich verursacht durch die volle Entwicklung der deutschen Artillerie. Schon während des Kampfes fielen 21,000 und durch die Kapitulation 83,000 zusammen 104,000 Mann in Gefangenschaft. Diese wurden zunächst auf der von der Maar umflossenen Halbinsel Iges versammelt. Da Lebensmittel für sie gänzlich fehlten, gab der Kommandant von Mezieres die Heranführung auf der Bahn bis Donchery frei. Zwei Armeekorps mußten die Bewachung und Begleitung auf dem Transport übernehmen. Letzterer erfolgte in Abteilungen zu 2000 Mann auf zwei Straßen, nach Etain und über Clermont nach Mussenbrück, wo die Gefangenen von der Einschließungsarmee von Metz übernommen und nach den verschiedensten Teilen von Deutschland weitergeführt wurden. Auf belgischem Gebiet waren 3000 Mann entwaffnet worden. An Kriegsbeute wurden erobert: Drei Fahnen, 419 Feld- und 139 Festungsgeschütze, 66,000 Gewehre, über 1000 Fahrzeuge und 6000 noch brauchbare Pferde. Mit der völligen Vernichtung dieses Heeres brach das Kaisertum in Frankreich zusammen...“.