...nderts, die sich an den Vorbildern der alten Welt anlehnt und eine seiner größten Vertreterinnen ist unser Angelika Kauffmann. Diese hat nun heute Geburtstag - Anno 1741 wurde sie in Chur geboren. Die Malerei brachte unserer Meisterin ihr Vater bei, der lange Jahre ihr Mentor war. Viele ihrer Zeitgenossen verewigte sie auf der Leinwand, malte aber auch viele alte Sagen und Geschichten und widmete sich auch den Werken Goethes und Schüttelspeers. Über Malerei zu schreiben oder zu reden ist wenig zielführend und so lasse ich die Werke unserer Meisterin für sich selbst sprechen. Wer aber unbedingt ein Buch braucht, der sei an unseren Kunstgelehrten Eduard Engels („Angelika Kauffmann“) verwiesen: https://archive.org/details/bub_gb_DI05AAAAMAAJ „Auf ihren umfriedeten Höfen, in ihren abgelegenen Dörfern, auf den hohen, einsamen Sennereien bewahren sie neben anmutigster Harmlosigkeit eine strenge Reinheit der Sitten. Unterhalten sie sich, so sind sie ganz bei der Sache, und nicht bloß die Augen sprechen mit: die Bewegung ihrer Hände und ihres Gesichtes, präzis wie sie ist, begleitet das Wort auf eine Weise, welche man mehr bei Südländern als bei einem echt germanischen Volksstamm erwarten sollte. Denke man sich nun solch ein schlankes Bregenzer Mädchen, wie es sich dem Blick des Wanderers darstellt. Das reichwachsende Haar ist in Zöpfen um den Kopf gewunden, ein kleines, rundes, schwarzes Strohhütchen mit breiter Krempe schwebt darüber. Der Hals ist bis oben herauf von der Goller, die Brust von dem schwarzen Samtmieder mit dem goldbestickten Busenstreifen umschlossen. In viereckigem Ausschnitt, nach altdeutscher Weise, schließt sich daran das Hauptgewand, die tausend fach gefältelte Juppe. Sie war einstmals weiß, nachher schwarz, fällt bis zu den Knöcheln hinab und wird mit goldener Schnalle an schwarz lackiertem Ledergürtel um die Hüften zusammen gefaßt. Die Arme sind von den weiten weißen Hemdärmeln bedeckt, die Füße stecken in roten Strümpfen und zierlich steilen Schuhen. „Kommt dir eine solche Gestalt mit anmutigem, feinem Gesicht aus dem Waldgrün entgegen, so möchtest du wohl das schöne Frauenbild eher für ein Waldfräulein, als für eine gute, ehrliche Bäuerin halten.“ Indem ich in den alten Vorarlberger Kalendern und den geistvollen Schilderungen (Oppermanns herumblättere, steigt mir die ganze Liebenswürdigkeit jener längst verschollenen Welt herauf, die unter den Bewohnern des Bregenzer Waldes auch die Vorfahren der Heldin dieser Zeilen und teilweise Angelika Kauffmann selber wandeln sah. Ich denke mir einen wunderschönen Frühsommertag mit blanken, blauen Lüften, frisch erquickten Matten und tausend singenden Vögeln auf schwankem Gezweig. Tauige Morgenfrische glitzert auf den Almen, von denen ich hinabsteige, ewige Stille lagert über dem Schneehaupt des Säntis und den Glarner Gletschern. Aber schon wird aus der Tiefe das Donnern der Ach vernehmlich, die sich aus einer tiefen, von schroff aufsteigen den Gebirgen flankierten Schlucht hervor windet. Und schon zeigt sich eine Ortschaft am Ufer des tosenden Gewässers, nach der Landkarte Schwarzenberg, worin die Kauffmanns durch viele Generationen ansässig waren. Bergabwärts wandert sich's behende. Ehe ein paar Stunden vergehen, erreiche ich die ersten Gehöfte des zwischen schattigen Büschen und grünen Triften malerisch hingelagerten Dorfes. Es ist ungemein still auf den Gassen. Die leeren Ställe stehen offen, so daß man durch sie hin durch in die sonnigen Grasgärten hinter ihrem Rücken schauen kann. Unter einem Apfelbaum sitzt am Wegrand ein Kind, das mit Blumen spielt, bewacht von einem schweren, zottigen Hunde. Die Türen der Häuser sind nur in der unteren Hälfte verschlossen. Auf den Dächern girren die Tauben. Eine Mühle klappert in der Ferne. Der Wirt „Zum Hirschen“ lauert, ob ich bei ihm eintreten werde. Die Berge mit ihren Kofeln und Spitzen blicken dunkel und ernst in das sonnige Idyll zu ihren Füßen herab. Es ist ein echter, rechter Sommermittag. Ich fächele mir mit dem Taschentuch Kühlung zu und schreite über den mit Gras bewachsenen Dorfplatz, auf dem ein Brunnen das eisige Wasser der Firnen anbietet, nach der freiliegenden, von einem schönen Friedhof umgebenen Kirche. Sie steht fast in der Mitte des Tales und genießt einen bezaubernden Blick auf Almen und Bergzinnen. Eine wohltätige Kälte weht aus der geöffneten Tür hervor. Ich trete ein. Fahnen stehen in den Bankreihen, die Märe sind reich geschmückt. Wände und Decken prangen im Schmuck von Freskogemälden. Ich setze mich auf die Stufen des Altars und blicke aus dem Halbdunkel des Gotteshauses nach den Gräbern hinaus, deren Rasen und Blumen im grellen Mittagssonnenschein glänzen. Während ich auf das einförmige Zirpen der Grillen horche und mir allerhand Gedanken mache, ist mir auf einmal, als sähe ich die ganze Kirche mit Leitern und Gerüsten voll gestellt und zwei Maler, ein bejahrter Mann und ein junges Mädchen, wären damit beschäftigt, die Wände mit einem bunten Himmel von Heiligen und Engeln zu schmücken....“.