...re 1632 geschlagen. Mit dieser begann das Haus Habsburg seinen Siegeslauf, der erst 1631 mit der Schlacht von Breitenfeld enden sollte. Hätte Tilly auch hier gesiegt, so hätte Ferdinand II. bereits getan, was erst Wilhelm dem Großen 1866-71 gelingen sollte. Nämlich die Wiederherstellung unseres alten deutschen Kaisertums, welches 1250 mit dem Heimgang Kaiser Friedrichs II. derart geschwächt wurde, daß unsere Könige und Kaiser fortan nurmehr der erste unter gleichen war. Kaiser Karl V. schien dies bereits mit dem Schmalkaldischen Krieg gelungen zu sein, wurde jedoch wenige Jahre nach dem Geharnischten Reichstag von Augsburg von einem allgemeinen Fürstenaufstand überrascht. In der Schlacht am Weißen Berg mischen sich die Niederschlagung eines tschechischen Zwergenaufstandes mit dem unseligen Glaubensstreit. Nach dem Prager Fenstersturz hatte sich nämlich der Kurfürst Friedrich V. zum König von Böhmen aufgeschwungen. Sein böhmisch-lutheranisches Heer führten Matthias von Thurn und Christian von Bernburg und es umfaßte bis zu 30,000 Mann. Dem stellten Kaiser Ferdinand II. und Kurfürst Maximilian von Bayern 27,000 Mann entgegen, die von den Feldmarschällen Johann von Tilly und Charles von Bucquoi geführt wurden. Keine Stunde dauerte die Schlacht und endete mit der völligen Niederlage der Böhmen. Kurfürst Friedrich V. floh und Ferdinand II. machte den Rebellen in Böhmen vorerst den Garaus. Es hätte damit zu Ende sein können, aber so wurde die Schlacht am Weißen Berg zum Auftakt des blutigen 30jährigen Krieges, der unserem alten deutschen Reich entsetzliche Wunden schlug. Einen kurzen Schlachtbericht finden wir bei unserem Geschichtsschreiber Onno Klopp in seinem Meisterwerk „Tilly im dreißigjährigen Kriege“: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10406233_00005.html „Die Witterung ward rauer, die Herbeiführung der Lebensmittel schwieriger, die Krankheiten nahmen zu. An einem kalten Herbstmorgen sah man im bayerischen Lager die Geschützwache, zehn Mann, vor Frost erstarrt. Es mußte etwas Nachdrückliches gestehen. Da man bei Rakonicz nicht zum Schlagen kam, zogen Max und Tilly nach längerem Verweilen dort ihren alten Plan hervor aus Prag zu ziehen. Am 4. November brachen sie aus, am 7. erschauten sie die Türme von Prag. Die Böhmen, welche beobachtend erst das Heer der Feinde begleitet hatten, waren voran geeilt und standen vor der Stadt. Es war die Frage, ob man sie angreifen sollte; denn ihre Stellung war vortrefflich. Zur Rechten hatten sie den königlichen Park, den Thiergarten, zur Linken einen steilen Abhang als Deckung, im Rücken die Stadt. Nur von vorn, wo der Boden rau und hügelig, war ein Angriff möglich, und hier waren Verschanzungen errichtet. Dazu floß davor ein Bach mit einer einzigen Brücke. Das Heer des Kaisers und der Bundesgenossen war ermattet von dem langen Marsche, geschwächt durch Krankheiten und Entbehrungen. Dennoch entschieden sich Max und Tilly für den sofortigen Angriff. Bucquoi war dagegen. Dazu war er verwundet und fieberkrank. Er schlug vor die Feinde zu umgehen, dann Prag anzugreifen. Bei gleicher moralischer Kraft der Heere und namentlich der Feldherren hätte dieser Rat im regelmäßigen Verlaufe der Dinge der bessere sein mögen; allein hier kamen mehr Rücksichten in Frage. Max und Tilly brachten noch andere Kräfte und Mittel in Anschlag, als diejenigen der Zahl, des Ortes, der physischen Kraft. Während die Feldherren uneinig waren, trat der Pater Dominikus zu ihnen, ein Mann von ernstem strengem Wandel, der im Rufe der Heiligkeit stand. An seiner Brust sah man das Bild Mariens, aus seinem Stabe das des Gekreuzigten, „Söhne der Kirche“, rief er, „was zaudert ihr? Wie sollten wir nicht setzt sie angreifen, da der Herr sie in unsere Hände gibt? Wir werden sie überwinden, so gewiß wir leben.“ Er zog ein verstümmeltes Marienbild hervor, hielt es hoch und rief: „Seht da, was sie getan. Die Fürbitte dieser wird mit euch sein. Vertrauet auf Gott und geht kühn in die Schlacht. Er streitet für euch und gibt euch den Sieg.“ Bucquoi wich, er stimmte bei. Das Losungswort war: heilige Maria, Es war ein Sonntag, und das Evangelium desselben lautete: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Es waren dieselben Worte, die in fast jeder lutherischen Flugschrift über Böhmen damals wiederkehren, dieselben Worte, deren Anwendung für Ferdinand gegen Friedrich die Kalvinisten den Lutheranern so sehr übel nahmen. Der Angriff mußte von der Niederung aus beginnen, und zu diesem Zwecke die Brücke über den Nach überschritten werden, die im Bereiche der feindlichen Geschütze lag. Tilly wagte es die Seinen zuerst hinüber zu führen. Wallenstein und andere urteilsfähige Richter haben dieses Wagestück später sehr getadelt. Friedrichs Feldherr Christian von Anhalt nannte später den ganzen Angriff eine unbedachtsame, aber brave Resolution. Daß derselbe taktisch ein Fehler war, dürfte danach nicht zweifelhaft sein. Aber Tilly war ein alter ergrauter Feldherr, der als Grundsatz seines Handelns später wohl einmal erklärte: er gehe nicht lieber ins Wasser, als wo er den Grund noch sehen könne. Es ist eine alte Erfahrung, daß ein scheinbarer Fehler strategisch eine wohl begründete Maßregel sein kann. Wir dürfen annehmen, daß ein Fehler, der jedem anderen Auge sich erschloß, demjenigen Tillys nicht verborgen gewesen sein kann. Demgemäß mußte er einen Grund haben, der ihn bewog aus höheren strategischen Rücksichten diesen Fehler zu begehen. Und zwar kann dieser Grund nur in der Überzeugung zu suchen sein, die wir bei ihm, wie bei denn Herzoge Max auf dem ganzen Zuge lebendig sehen: derjenige der Überzeugung von der völligen inneren Nichtigkeit des böhmischen Unwesens. Wie tief muhte der erfahrene alte Feldherr feine Gegner verachten, wenn er, der 61jührige Meister der Vorsicht, das vor ihren Augen wagte! Wenn, wie wir anzunehmen ein Recht zu haben glauben, dies die Berechnung Tillys war: so traf sie vollkommen ein. Sein Zug über die Brücke, sein Aufmarsch ward nicht gestört. Nur der kühne Jugendmut des jüngeren Anhalt, sein Beispiel, das Andere mit fortriß, machte für eine kurze Frist die Waage schwanten. Als Anhalts Ansturm gebrochen, war auch die Schlacht entschieden. Es war Mittag, als sie begann. Sie dauerte nicht eine Stunde. Der Verlust der kaiserlichen Waffen in dem entscheidenden Treffen betrug 3-400 Mann. In wilder Flucht wälzten sich die böhmischen Streiter den Toren der Stadt zu...“.