...Conrad von Hötzendorf geboren. Seit 1863 tat er im ostmärkischen Heer Dienst und stieg bis 1906 zu dessen Generalstabschef und damit zum eigentlichen Oberbefehlshaber auf. Sonderlich glücklich war er im Vierjährigen Krieg nicht. Gegen Rußland, Italien und Serbien siegten seine Truppen meist nur mit deutscher Waffenhilfe. Woran allerdings vielfach sein Heer schuld war. Denn der Liberalismus und der Kommunismus hatten das Donaureich bis ins Mark erschüttert und so taten dessen zahlreiche Völkerschaften nur noch sehr widerwillig Kriegsdienst. Namentlich die Tschechen standen recht unverhohlen auf der Seite der Russen. Und ohne brauchbare Truppen steht selbst der beste Feldherr auf verlorenem Boden. Im Vierjährigen Krieg schimpften unsere Preußen daher viel über die Donautruppen, aber der Sechsjährige Krieg sollte zeigen wie wenig die südosteuropäischen Völker auf sich gestellt taugen. Selbst Ungarn sank zu einer Lachnummer herab... Zwei Weiber nahm sich unser Feldmarschall von Hötzendorf und zeugte mit seiner ersten Frau Wilhelmine von Le Beau vier Söhne. Seine Waffentaten schilderte uns unser Feldmarschall von Hötzendorf in seinem Buch „Aus meiner Dienstzeit 1906-1918“ und daraus hört ihr von der Vorgeschichte der Schlacht um Lodz: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC02267313/1/LOG_0003 „Dies die materiellen Grundlagen; der Geist, die wichtigste Potenz in einem Heere, war der beste, wenngleich viele seiner vornehmsten Stützen bereits auf den Schlachtfeldern dahingesunken waren. Das Gefüge der alten Truppenkörper hielt noch fest, ausgenommen Einzelfälle verräterischer Erscheinungen, die im Verlaufe der Aktion zutage traten. Mit großer Zuversicht ging die deutsche IX. Armee in das neue Unternehmen. Die überraschenden und bedeutenden Ergebnisse des glänzenden Erfolges bei Tannenberg - gegen die russische 2. Armee - und die zögernde Kriegführung Rennenkampfs (russische 1. Armee) hatten auf deutscher Seite eine gewisse Unterschätzung des Gegners geschaffen (vergleiche mein Gespräch mit General Ludendorff), die die deutschen Führer erwarten ließ, trotz des breiten Ansatzes der Kräfte leicht einen durchschlagenden Erfolg zu erreichen. Wir standen dagegen in den Schlachten von Krasnik, Przemyslany, Komarow und Lemberg mit einem Feind im Kampfe, der sich - energisch geführt - mit hervorragender Tapferkeit geschlagen, seit dem japanischen Kriege sehr viel gelernt und die Kriegserfahrung für sich hatte. Ein solcher Feind trat nun auch den Deutschen entgegen. Im Abmessen der Kräfte mit ihm war im k. u. k. Heere das Bewußtsein der eigenen Tüchtigkeit geweckt und jener zuversichtliche Geist entwickelt worden, mit dem die k. u. k. Truppen in die erneute Offensive gingen. Ich hatte einen stillen Zweifel, ob das stürmisch rasche Vorwärtsdringen der im Gefühle taktischer und moralischer Überlegenheit breit auseinandergezogenen deutschen IX. Armee den erhofften Erfolg haben würde, aber ich sah darin anderseits einen großen, kühnen Entschluß, und wer wollte leugnen, daß ein solcher im Kriege nicht die schönsten Früchte zu zeitigen vermöchte! Besorgt war ich nur, ob die k. u. k. I. Armee bei ihrer äußerst schwierigen Verschiebung auf das linke Weichsel-Ufer demgegenüber räumlich nicht Zurückbleiben würde. Diese Bedenken äußerte ich auch im engsten Kreise. Das Bild der Lage am 1. Oktober 1914 zeigt die deutsche IX. Armee mit ihren zwölf Infanteriedivisionen und der VIII. Kavalleriedivision in 125 Kilometer breiter Front von Tomaszow bis Potok teils schon im Vorgehen, teils zum Vorgehen bereit; von den vier k. u. k. Armeen einen Teil der I. Armee (vier Infanteriedivisionen, zwei Kavalleriedivisionen) in 25 Kilometer breiter Front nördlich der Weichsel in direktem Anschluß an die deutschen Kräfte, den anderen Teil der I. Armee (sechs Infanteriedivisionen, eine Kavalleriedivision), dann die IV. und III. Armee, zusammen siebzehn ein halb Infanteriedivisionen und fünf Kavalleriedivisionen, rechts der Weichsel und im Karpathenvorland auf 95 Kilometer Front geschlossen, zur Offensive gegen Osten bereit, die II. Armee (neun Infanteriedivisionen) zur Hälfte in 40 Kilometer breiter Front im Gebirge selbst, gewärtig, sich dem Vorgehen der drei anderen österreichisch-ungarischen Armeen anzuschließen oder dieses Vorgehen gegen Feindunternehmungen aus dem Dnjestrgebiet zu decken, zur Hälfte an den Karpathen-Übergängen bis inklusive des Uzsoker Passes, endlich die noch aus inferioren Kräften gebildete Karpathensicherung mit Detaschements an den wichtigsten Übergängen. Das Bild der Lage ergab im Zentrum eine zusammengefaßte Stoßkraft von der Weichsel bis Mezö-Laborcz, rund 330,000 Gewehre auf 140 Kilometer breiter Front. Diese Gruppierung entsprach meiner schon im vorstehenden präzisierten Idee, bei und abwärts PrzemysI über den San zu stoßen, indes die deutsche IX. und der Nordflügel der österreichisch-ungarischen I. Armee umfassend oder deckend eingreifen würden, während die k. u. k. II. und, wenn nötig, auch die III. Armee den Schutz gegen Osten zu übernehmen hätten, sollte es schon nicht möglich sein, auch die III. Armee rechts der IV. Armee gleichfalls der späteren Vorrückung gegen Norden anzuschließen. (…) Am 1. Oktober - das Wetter war schön und sonnig - war Seine Kaiserliche Hoheit Erzherzog Friedrich zum II. Korps gefahren. Ich gab am Morgen Auftrag, an das Kriegsministerium einen Antrag zu richten, der bis zum Frühjahr die Vorbereitung aller Mittel für die Retablierung der Armeen (Menschen, Pferde, Material, Offiziersnachwuchs) verlangte, da mir nach der Niederlage an der Marne die voraussichtlich lange Dauer des Krieges vorschwebte. Mit einem zweiten Antrag, die Verteidigung Siebenbürgens betreffend, reiste Oberstleutnant Purtscher nach Wien. Dann sprach ich mit Oberst Metzger über die Operationen nördlich der Weichsel. Er meinte, man sollte etwa noch ein Korps auf das linke Weichsel-Ufer ziehen, da nach dem bisherigen Kalkül dort 13 ein halb russische gegen sechs deutsche und fünf österreichisch-ungarische Infanteriedivisionen auftreten würden. Ich stimmte dem nicht zu, da ich den schon erwähnten Vorstoß rechts der Weichsel im Auge hatte, der durch das Vorgehen der deutschen IX. und der halben österreichisch-ungarische I. Armee zu decken und zu flankieren wäre. Metzger warf ein, daß der Kampf westlich der Weichsel schon am 4. Oktober beginnen könnte, während die anderen Armeen südlich der Weichsel erst eine Woche später in den Kampf treten dürften. Ich setzte dem entgegen, daß, selbst wenn auch nur der Südteil der I. Armee über den San ginge, dies den Feind schon sehr unangenehm treffen und beeinflussen würde...“.