... Preußen eben in diesem Momente, in welchem es mit seinem völligen Untergange bedroht wurde, sich zu dem äußersten Widerstande gerüstet hatte. Die kleine Armee, welche im Jahre 1808 dem König zugestanden wurde, war der Kern einer allgemeinen Bewaffnung geworden; sie war unter der Direktion von Scharnhorst in kleinen Korps, in welchen die verschiedenen Waffen vereinigt waren, organisiert worden; und diese Organisation hatte sich in dem letzten Feldzug von 1812 bewährt. Alle die waren aus der Armee ausgestoßen worden, die eine nachweisbare Schuld an dem erlittenen Unglück hatten. Scharnhorst war auch hierin so streng wie möglich. Überdies aber hatte er eine Methode erfunden, durch welche man, ohne dem Vertrag zuwiderzuhandeln, eine große Anzahl von Mannschaften, die man vollständig militärisch einübte und dann von den Fahnen wieder entließ, streitfähig machte. Man gab ihnen den schon erwähnten, wahrscheinlich von einer Einrichtung bei der Kavallerie hergenommenen Namen der Krümper. Anordnungen waren getroffen, durch welche die Armee in wenigen Monaten aus 120,000 Mann gebracht werden konnte;und diese wurden nun unter den Augen der Franzosen, die im Lande waren, ausgeführt. Ein außerordentlicher Anblick, zwischen den beiden fremden Heeren, die einander gegenüberstanden, eine nationale Bewaffnung ins Werk setzen zu sehen, die dem intermediären Staat seine selbständige Bedeutung zurückgab. Ohne die lebendige Teilnahme der Bevölkerung, die das große Ziel ebenso wohl und noch früher ins Auge gefaßt hatte, als die Regierung, wäre das unmöglich gewesen. Wenn man nicht wieder, wie sonst, Truppen aus der Fremde anwarb, so entsprach das der Natur des Kampfes, der nicht mehr eine politische Kombination, sondern die eigene Existenz galt.“ (Karl August von Hardenberg) Ein großer preußischer Heerführer und deutscher Held der Befreiungskriege hat heute Geburtstag: Unser General Gerhard von Scharnhorst wurde nämlich 1755 im Hannoveranischen Örtchen Bordenau geboren. Konnte er auch als Generalstabschef des Herzogs von Braunschweig die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 nicht mehr wenden, so ist er dennoch nicht an de Rettung unseres alten Preußens verzweifelt. Als preußischer Kriegsminister und Generalstabschef baute er dessen Heer wieder auf und ermöglichte so die Schilderhebung gegen die gallische Fremdherrschaft im Jahre 1813. Die Befreiung unseres deutschen Vaterlandes zu schauen war ihm nicht mehr vergönnt, da er in der Schlacht von Großgörschen verwundet wurde und sich daraufhin nicht geschont hat... Zur Feier des Tages berichtet uns nun von der Auferstehung Preußens unser großer vaterländischer Dichter Ernst Moritz Arndt: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb10012501_00005.html „Die Preußen waren der Erniedrigung des Vaterlandes und der Bundesgenossenschaft mit ihrem Unterdrücker die ungeduldigsten gewesen. Sie waren die ersten, die sich zur Rache aufrichteten, und den übrigen Deutschen ein Beispiel gaben, dem sie nachfolgen sollten. Zuerst vor allen andern nahm ein preußischer Feldherr die Gesinnung seines Königs und das Gefühl seines Volks voraus, und offenbarte, daß er den deutschen Namen und die preußische Ehre fühlte. Kaum nahten die siegreichen Russen den Grenzen Preußens, so wendete der preußische General von York, welcher die preußischen Bundestruppen diesen Sommer mit großer Ehre befehligt halte, sich mit seiner Schar von dem Panier der Franzosen ab, und fiel denen zu, welche kamen, Deutschland zur Freiheit aufzurufen. Das preußische Volk jauchzte der Kühnheit des Feldherrn zu, die hoffende Welt lauschte. Nicht lange, und der König von Preußen reiste von Berlin nach Breslau, und erließ einen Aufruf an die preußische Jungend, sich freiwillig zu rüsten und unter die vaterländischen Fahnen zu stellen. Noch waren einige schwache Seelen, die weissagten, dieser königliche Ruf werde nur gehört, aber nicht verstanden werden; sie weissagten, was sie immer orakelt hatten, der Deutsche sei keiner Aufloderung und Begeisterung fähig, (so sehr waren die deutschen Geschichten vergessen) und verkündeten wie der Prophet Habaduk: wehe, wer zum Holz spricht: wache auf! und zum stummen Stein: stehe auf! Die Jünglinge widerlegten diese Zweifler, sie verstanden den Ruf, und Scharen von Tausenden und Zehntausenden strömten von allen Seiten dem Heere zu und stellten sich als Freiwillige in die Regimenter ein. Damit man auch bei einem Kriege, den man bei der willkürlichen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit des französischen Gebieters und bei seinen immer noch großen Hilfsmitteln keineswegs als ein leichtes und schnell zu beendigendes Spiel ansehen durfte, der Zahl nicht zu sehr mangelte, erließ die preußische Regierung Verordnungen über die allgemeine Errichtung einer Landwehr und eines Landsturms, beide zur Ergänzung des ordentlichen Heeres, zur Erweckung des kriegerischen Geistes, und zur Wiederbelebung jenes zu lange vergessenen Gefühls, daß in großen Gefahren des Vaterlandes jeder freie Mann auf der Schwelle seines Hauses oder in den Toren seiner Stadt als Leiche liegen müsse, ehe ein Feind eingehen dürfe. Am wenigsten durften Preußen das versäumen, wodurch ihr Name vor fünfzig, ja noch vor fünfundzwanzig Jahren der größte in Europa gewesen war. Auch war der Befehl des Königs und der Wille des Volks eins: das ganze preußische Land ward ein Übungsplatz, alle Preußen wurden Soldaten, nicht bloß durch das königliche Wort, sondern durch das stolze Herz, das sich lange vergebens gesehnt hatte, gegen Franzosen zu streiten...“ Unser Scharnhorst ist auch ein wenig unter die Kriegsphilosophen und Geschichtsschreiber gegangen und hat uns einige Schriften verfaßt. So auch sein „Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde“, in dem wir Panzertiere zur Feier des Tages etwas schmökern wollen. Ich beginne mit der Vorrede unseres Waffenschmiedes: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10784832_00005.html „Man hat sich bemüht, in diesem Taschenbuch das, was dem Offizier, (bis zu dem Detachements- und Regimentsbefehlshaber) im Felde und in Belagerungen von Nutzen sein kann, vorzutragen. Daß diese Absicht beim ersten Versuch nur sehr unvollkommen erreicht ist, läßt die Schwierigkeit der Ausführung mutmaßen - aber der Mangel eines fast unentbehrlichen Buchs, kann die Herausgabe eines unvollkommen, nicht gänzlich unbrauchbaren, entschuldigen. Man hat im Vortrage auf diejenigen Rücksicht genommen, welchen es an Vorkenntnissen fehlt, und dadurch in der Kürze verloren. Oft sind Gründe und Beispiele den Regeln hinzugefügt, wenn man fürchtete, daß sie ohne diese nicht anerkannt, nicht eingesehen, oder doch nicht wichtig genug gehalten würden. Daß ich nichts in diesem Buche ohne Untersuchung und mir mögliche Prüfung niedergeschrieben habe, wird man, hoffe ich, auch in den geringfügigsten Gegenständen finden. Ich bin zu einer sorgfältigen Untersuchung auf mehr als eine Art veranlasset; denn eben diese hier vorgetragenen Gegenstände lehre ich in der hiesigen Militärschule unter der Direktion seiner Exzellent des Herrn General en Chef der Hannoverischen Truppen, von Freitag, und des Chefs des Artillerieregiments, Herrn General von Trew, und die Prüfungen über diesen Unterricht geschehen in ihrer Gegenwart...“.