...einschläfert, wenn die Zeit der Winterquartiere kommt, wo die Truppen sich auseinanderziehen. Man geht dann zurück, um nachher desto besser vorzudringen. Zu dem Zwecke verteilt man die Truppen derart, daß man sie rasch wieder zusammenziehen kann. Dann fällt man über die Quartiere des Feindes her. Gelingt es, so kann man in vierzehn Tagen die Mißerfolge eines ganzen Feldzuges wettmachen.“ (Friedrich der Große) So gingen auch Anno 1643 unser Feldmarschall Franz von Mercy und unser General Johann von Werth bei Tuttlingen vor. Das gallisch-lutherische Heer unter Josias Rantzau hatte dort sein Winterlager bezogen. Beide Heere waren etwa 15,000 Mann stark und so war der gallische Verlust groß. Nur deren Reiterei konnte flüchten. Das Fußvolk wurde niedergemacht oder gefangengenommen. Gut und gerne 11,000 Man büßten die Gallier an Toten und Gefangenen ein und verloren in Folge der Schlacht bei Tuttlingen die Früchte von acht Jahren Krieg. Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit konnte der Sieg nicht ausgenutzt werden und das noch ungeschwächte Gallier stellte ein neues Heer ins Feld. Ein schöner deutscher Schlachtensieg ist es trotzdem und so wollen wir uns zur Feier des Tages den ein oder anderen Schädel Met genehmigten. Die Schlacht von Tuttlingen und ihre Bedeutung lasse ich euch unseren Friedrich von Schillers in seiner „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“ erklären: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10717036 „Die französische Armee, durch die Expedition in einer so rauen Jahreszeit merklich vermindert, hatte sich nach der Einnahme von Rottweil in die Gegend von Tuttlingen gezogen, wo sie, ohne alle Ahnung eines feindlichen Besuchs, in tiefer Sicherheit rastet. Unterdessen versammelt der Feind eine große Macht, die bedenkliche Festsetzung der Franzosen jenseits des Rheins und in einer so großen Nähe von Bayern zu hindern und diese Gegend von ihren Erpressungen zu befreien. Die Kaiserlichen, von Hatzfeld angeführt, verbinden sich mit der bayerischen Macht, welche Mercy befehligt, und auch der Herzog von Lothringen, den man in diesem ganzen Krieg überall, nur nicht in seinem Herzogtum findet, stößt mit seinen Truppen zu ihren vereinigten Fahnen. Der Anschlag wird gefaßt, die Quartiere der Franzosen in Tuttlingen und den angrenzenden Dörfern aufzuschlagen, das ist sie unvermutet zu überfallen; eine in diesem Kriege sehr beliebte Art von Expeditionen, die, weil sie immer und notwendig mit Verwirrung verknüpft war, gewöhnlich mehr Blut kostete, als geordnete Schlachten. Hier war sie um so mehr an ihrem Platze, da der französische Soldat, in dergleichen Unternehmungen unerfahren, von einem deutschen Winter ganz andere Begriffe hegte und durch die Strenge der Jahreszeit sich gegen jede Überraschung für hinlänglich gesichert hielt. Johann von Werth, ein Meister in dieser Art, Krieg zu führen, der seit einiger Zeit gegen Gustav Horn war ausgewechselt worden, führte die Unternehmung an und brachte sie auch über alle Erwartung glücklich zu Stande. Man tat den Angriff von einer Seite, wo er der vielen engen Pässe und Waldungen wegen am wenigsten erwartet werden konnte, und ein starker Schnee, der an eben diesem Tage (den 24sten des Novembers 1643) fiel, verbarg die Annäherung des Vortrabs, bis er im Angesichte von Tuttlingen Halt machte. Die ganze außerhalb des Orts verlassen stehende Artillerie wird, so wie das nahe liegende Schloß Honburg, ohne Widerstand erobert, ganz Tuttlingen von der nach und nach eintreffenden Armee umzingelt und aller Zusammenhang der in den Dörfern umher zerstreuten feindlichen Quartiere still und plötzlich gehemmt. Die Franzosen waren also schon besiegt, ehe man eine Kanone abbrannte. Die Reiterei dankte ihre Rettung der Schnelligkeit ihrer Pferde und den wenigen Minuten, welche sie vor dem nachsetzenden Feinde voraus hatte. Das Fußvolk ward zusammengehauen oder streckte freiwillig das Gewehr. Gegen zweitausend bleiben, siebentausend geben sich mit fünfundzwanzig Stabsoffizieren und neunzig Kapitäns gefangen. Dies war wohl in diesem ganzen Kriege die einzige Schlacht, welche auf die verlierende und die gewinnende Partei ohngefähr den nämlichen Eindruck machte; beide waren Deutsche, und die Franzosen hatten sich beschimpft. Das Andenken dieses unholden Tages, der hundert Jahre später bei Roßbach erneuert ward, wurde in der Folge zwar durch die Heldentaten eines Turenne und Conde wieder ausgelöscht, aber es war den Deutschen zu gönnen, wenn sie sich für das Elend, das die französische Politik über sie häufte, mit einem Gassenhauer auf die französische Tapferkeit bezahlt machten. Diese Niederlage der Franzosen hätte indessen den Schweden sehr verderblich werden können, da nunmehr die ganze ungeteilte Macht des Kaisers gegen sie losgelassen wurde und die Zahl ihrer Feinde in dieser Zeit noch um einen vermehrt worden war. Torstenson hatte Mähren im September 1643 plötzlich verlassen und sich nach Schlesien gezogen. Niemand wußte die Ursache seines Aufbruchs, und die oft veränderte Richtung seines Marsches trug dazu bei, die Ungewißheit zu vermehren. Von Schlesien aus näherte er sich unter mancherlei Krümmungen der Elbe, und die Kaiserlichen folgten ihm bis in die Lausitz nach. Er ließ bei Torgau eine Brücke über die Elbe schlagen und sprengte aus, daß er durch Meißen in die obere Pfalz und in Bayern dringen würde. Auch bei Barby stellte er sich an, als wollte er diesen Strom passieren, zog sich aber immer weiter die Elbe hinab, bis Havelberg, wo er seiner erstaunten Armee bekannt machte, daß er sie nach Holstein gegen die Dänen führe...“.