...Minnesänger Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, heimgegangen und da wir Panzertiere seinen Geburtstag nicht kennen, feiern wir ihn eben heute. In Meißen wurde unser Herr Dichter zwischen 1250 und 1260 geboren und wirkte unter anderem auf Hof unseres Königs Rudolfs des Ersten und des Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt. Seine Werke sind uns in zahlreichen alten Handschriften überliefert und so gibt es heute einiges zum Vortragen. Seinen Beinamen Frauenlob erhielt unser Dichter durch seine Gesänge zu Ehren der christlichen Himmelskönigin, doch das soll uns nicht weiter stören - haben wir Deutschen es doch beim Christentum mit einer Pseudomorphose im Sinne Oswald Spenglers zu tun. Was das ist erklärt euch der Denker am Besten selbst: „In einer Gesteinsschicht sind Kristalle eines Minerals eingeschlossen. Es entstehen Spalten und Risse; Wasser sickert herab und wäscht allmählich die Kristalle aus, so daß nur ihre Hohlform übrig bleibt. Später treten vulkanische Ereignisse ein, welche das Gebirge sprengen; glühende Massen quellen herein, erstarren und kristallisieren ebenfalls aus. Aber es steht ihnen nicht frei, es in ihrer eigenen Form zu tun; sie müssen die vorhandenen ausfüllen und so entstehen gefälschte Formen, Kristalle, deren innere Struktur dem äußeren Bau widerspricht, eine Gesteinsart in der Erscheinungsweise einer fremden. Dies wird von den Mineralogen Pseudomorphose genannt. Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde alte Kultur so mächtig über dem Lande hegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht ein mal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. Alles was aus der Tiefe eines frühen Seelentums emporsteigt, wird in die Hohlformen des fremden Lebens ergossen; junge Gefühle erstarren in ältlichen Werken und statt des Sichaufreckens in eigener Gestaltungskraft wächst nur der Haß gegen die ferne Gewalt zur Riesengröße.“ Ähnlich mußte sich auch unsere deutsche Religiosität in den fremdartigen Formen des Christentums ausleben (was im wesentlichen der Schnapsidee des Frankenkönigs Chlodwig geschuldet ist). Andernfalls hätte unser Frauenlob nämlich unsere altdeutschen Himmelsgöttinnen Frigg, Idun, Freya oder Skadi besungen... Den Minnesang „Maria“ lasse ich unseren Frauenlob zum Besten geben: https://archive.org/details/bub_gb_vHNDAQAAIAAJ „Du Lilie der Keuschheit - sei gelobt! Du Veilchen der Demut - sei gelobt! Du göttlicher Minnerosen lachend Feld der Freudigkeit - sei gelobt! Du strahlend Sternenzelt der Klarheit - sei gelobt! Du duftender Maientau der Huld - sei gelobt! Du Silberkrone der Güte und Erbarmung - sei gelobt! Maria, über Alles minnigliche Maid! Du aller Gnaden reicher Hort, Du wundervolle Süßigkeit, Der Frauen Edelstein, der Patriarchen Wort, Zum Freudenparadies die goldene Eingangspfort'! Du Rose rot, Du Lilie weiß, Du aller Frauen Preis; Du Morgenstern, Du Sonne klar, Du süße Taub', Du starker Aar; Du warst vor Allen auserkoren, Hast Jesum, Gottes Kind, geboren, Drum Lob und Preis Dir reine Maid Von jetzt in alle Ewigkeit!“ Zu hören gibt es zum Heimgang unseres Frauenlobs Richard Wagners Meisterwerk „Tristan und Isolde“: https://www.youtube.com/watch?v=9TFB7PCSfN0.