...u den größten deutschen Feldherren des Sechsjährigen Krieges, steht jedoch etwas im Schatten unserer anderer Feldherren Rommel, Manstein oder Rundstedt. Sehr zu unrecht, denn im Feldzug gegen Polen Anno 1939 führte er unsere Heeresgruppe Nord und schlug mit dieser die Schlacht auf der Tucheler Heide zur Wiederherstellung der Verbindung mit Ostpreußen. Im Feldzug gegen das Welschenland Anno 1940 führte er unsere Heeresgruppe B, die den Amboß für den Panzerhammer unserer Heeresgruppe A bildete. Im Rußlandfeldzug führte er unsere Heeresgruppe Mitte und schlug die Russen in den Kesselschlachten von Bialystok (Minsk), Smolensk und der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk. Die Einnahme Moskaus blieb ihm versagt und sein taktischer Rückzug kostete ihn sein Kommando. Nach dem Heimgang unseres Feldmarschalls Walter von Reichenau erhielt er unsere Heeresgruppe Süd und zerschmetterte mit dieser die Russen in der zweiten Schlacht von Charkow, eine weitere Kesselschlacht. Mitten im Vorstoß auf die Wolga wurde unser Feldmarschall von Bock erneut abgesetzt und so wissen wir nicht, ob er unsere VI. Armee gerettet hätte. Eine weitere Verwendung fand unser Feldmarschall im Sechsjährigen Krieg leider nicht, er fiel - gleich unserem Feldmarschall Rommel - einem englischen Tieffliegerangriff zum Opfer... Geboren wurde unser Feldmarschall von Bock Anno 1880 in Küstrin. Sein Vater war der preußische Generalmajor Moritz Albert von Bock und seine Mutter dessen Gattin Olga (eine Geborene von Falkenhayn). Sein Eintritt in unser deutsches Heer erfolgte Anno 1898 und schon vor dem Vierjährigen Krieg war er im Generalstabsdienst tätig. Im Vierjährigen Krieg wirkte er unter anderem an der Schlacht von Gorlice-Tarnow und am Unternehmen Michael mit. Er erhielt das Eiserne Kreuz, den Hausorden der Hohenzollern und den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Die finsteren Tage der Novemberverbrecher überdauerte er bei der Reichswehr und half anschließend beim Wiederaufbau unserer deutschen Kriegsmacht mit. Im Sechsjährigen Krieg wurde ihm das Ritterkreuz verliehen. Geheiratet hat unser Feldmarschall von Bock Anno 1905 Mally von Reichenbach, mit der er die Tochter Ursula zeugte. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er Anno 1936 erneut und zwar die ebenfalls verwitwete Wilhelmine von Boddien. Von der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk berichtet uns unser Generaloberst Hermann Hoth in seinem Panzerbuch „Panzeroperationen“: „Die bisherigen Kesselschlachten, bei denen die Panzergruppe III beteiligt gewesen war, hatten sich aus dem Lauf der Operationen ergeben; die Einschließung mußte improvisiert werden. Jetzt handelte es sich darum. die feindliche Front zu durchbrechen, um den Panzerkräften Raum für den Stoß in den Rüden des Feindes zu schaffen. Eine planmäßige Vorbereitung des Durchbruchs war als Voraussetzung des Gelingens der Einschließung notwendig. Die Wege- und Geländeverhältnisse östlich Nowoselki erlaubten nur, ein Panzerkorps auf einer schmalen Landbrücke zum Hauptstoß in östlicher Richtung vorzuführen. Das andere Panzerkorps mußte infolge des Frontknicks zunächst in exzentrischer Richtung auf Bjeloy angesetzt werden. Das zuerst eintreffende Generalkommando, das LVI. wurde mit den Vorbereitungen des Durchbruchs auf Cholm beauftragt. Ihn sollten hierzu die VII. Panzerdivision, die VIII. Panzerdivision und die in der Front stehende CXXIX. Infanteriedivision unterstellt werden. Da die VIII. Panzerdivision in letzter Minute bei der Heeresgruppe Nord zurückgehalten wurde, mußte sie durch die VI. Panzerdivision ersetzt werden. Dadurch wurde leider der Korpsverband des XLI. Panzerkorps, der seit dem Beginn des Feldzuges bestanden hatte, zerrissen. Da die Panzerregimenter beider Panzerdivisionen nicht ihre vollen Gefechtsstärken hatten, von der durchschlagenden Wirkung des Panzerstoßes aber das Gelingen des Durchbruchs abhing, wurden beide Panzerregimenter unter dem Befehl der VI. Panzerdivision vereinigt. Nach Erreichen des Dnjepr traten sie wieder unter den Befehl ihrer Divisionen. Diese Maßnahme, die die VII. Panzerdivision ihres stärksten Angriffsmittels beraubte, war anfechtbar; sie war durch die besonderen Wegeverhältnisse begründet und ist nicht nachahmenswert. Hier hat sie sich bewährt, vor allem, als eine russische Panzerbrigade, von Süden kommend, dem deutschen Verband kurz vor Erreichen des Dnjepr in die Flanke stieß. Die CXXIX. Division sollte durch das Panzerkorps hinter den Panzerdivisionen so nachgeführt werden, daß sie erst östlich des Dnjepr in der Einschließungslinie eingesetzt wurde. Das V. Armeekorps sollte unter Ausnutzung des Panzerstoßes den Angriff so führen, daß die rechte Flanke des LVI. Panzerkorps gedeckt war und der Durchbruch so erweitert wurde, daß möglichst bald Divisionen des Korps zur Ablösung des Panzerkorps östlich des Dnjepr verfügbar waren. Eine besonders schwierige Aufgabe fiel dem XLI. Panzerkorps zu, dem außer der I. Panzerdivision und der XXXVI. motorisierte Division die in der Front eingesetzte VI. Infanteriedivision unterstellt war. Es sollte sich des Straßenknotenpunktes Bjeloy bemächtigen, dann mit den schnellen Divisionen nach Osten eindrehen, den Dnjepr oberhalb Cholm überschreiten und die Nordflanke der Panzergruppe III gegen Sytschewka sichern. Nur bei sehr geschickter Korpsführung konnte das Abdrehen nach Osten gelingen und der Zusammenhalt innerhalb der Panzergruppe gewahrt werden. Das VI. Armeekorps sollte beiderseits Lomanosowo im Anschluß an XLI. Panzerkorps angreifen, den Feind in das Sumpfgebiet westlich Bjeloy werfen und später östlich Bjeloy gegen Rshew sichern. Auf die taktischen Einzelheiten des Durchbruchs soll hier nicht eingegangen, sondern das operative Ergebnis festgestellt werden. Der Durchbruch an 2. Oktober, durch Fliegerkorps VIII wieder hervorragend unterstützt, gelang bei trockenem Wetter überraschend schnell. Der feindliche Widerstand an der Einbruchsstelle der Panzer war geringer als erwartet. Auch das Waldgelände am Wop, halbwegs Nowoselki und Cholm, wurde durch den Panzerverband des LVI. Panzerkorps rasch durchstoßen. Die harten Kämpfe südwestlich Cholm mit der von Süden vorstoßenden roten Panzerbrigade, die auf Leben und Tod kämpfte, verzögerten das Überschreiten des Dnjepr. Aber am 4. Oktober stießen VI. und VII. Panzerdivision auf erhaltenen Brücken über den Fluß, brachen feindlichen Widerstand und drehten auf Wjasma ein. Am 6. Oktober stand die VII. Panzerdivision zum drittenmal an der Autobahn mit verwandter Front im Rücken des Gegners, der zu spät seinen Rückzug über den Dnjepr einleitete. Als am 7. Oktober die X. Panzerdivision der Panzergruppe IV bei Wjasma Anschluß an den Südflügel der VII. Panzerdivision nahm, hatte das LVI. Panzerkorps eine durchlaufende feste Einschließungslinie von Wjasma bis zum Dnjepr östlich Cholm gebildet, die der nach Osten ausweichende Feind in wütenden Nachtangriffen vergebens zu sprengen versuchte. Das XLI. Panzerkorps hatte südwestlich Bjeloy starken feindlichen Widerstand zu brechen. Es fand am 4. Oktober eine Möglichkeit, südlich der Stadt nach Osten abzudrehen und überließ die Wegnahme der Stadt dem VI. Armeekorps. Das Panzerkorps, in dem Bestreben, den Anschluß an das LVI. Panzerkorps zu gewinnen, erkämpfte sich den Weg zum Dnjepr, den es am 7. Oktober überschritt, um den Rücken der Einschließung zu decken. Da das V. Armeekorps schnell über Cholm und südlich herankam, vollzog sich auch die Ablösung der Panzerdivisionen in der Einschließungslinie schnell und planmäßig. Nur geringe Teile des Feindes entkamen diesmal nach Osten. Anders beim XXIII. Armeekorps an der oberen Düna. Hier räumte der Feind am 7. Oktober seine Stellungen. Da das XXIII. Armeekorps infolge starker Verminung die Fühlung mit dem Feind verlor, entkam er fast ohne Verluste hinter die Wolga nordwestlich Rshew. Nachträglich kann man feststellen, daß das LVI. Panzerkorps allein ausgereicht hätte, um den Durchbruch und die erste Einschließung des Feindes durchzuführen. daß also das XLI. Panzerkorps beim XXIII. Armeekorps eine lohnendere Aufgabe gefunden haben würde. Aber hätte das LVI. Panzerkorps seine Umfassung über Cholm auf Wjasma mit solcher Sicherheit durchführen können, wenn es nicht das XLI. Panzerkorps in seiner Flanke wußte? Ein großer Erfolg war errungen. Durch den Angriff der IV. und IX. Armee mit den Panzergruppe IV und III wurde die militärische Kraft Rußlands erneut um 45 große Verbände geschwächt. Dazu kamen weitere 15 Verbände, die bis zum 20. Oktober bei Brjansk in die Hände der II. Armee und der Panzergruppe II fielen. Eine breite Bresche in die Verteidigungsfront vorwärts Moskau war geschlagen. Die Heeresgruppe Mitte mit der Masse der deutschen Panzerverbände hatte Operationsfreiheit in Richtung auf die feindliche Hauptstadt die von dem gesamten Regierungsapparat, außer dem Diktator selbst, und von Hunderttausenden in größter Eile verlassen wurde. Das strategische Ziel des Krieges, Moskau, von dessen Erreichen man große politische, wirtschaftliche und militärische Wirkungen erhoffte, lag jetzt endlich in erreichbarer Nähe.“ Selbst kommt unser Feldmarschall von Bock auch zu Wort. Denn sein Kriegstagebuch ist uns erhalten geblieben. Freilich wurde es erst 50 Jahre nach seinem Heimgang herausgegeben und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen, welche im Verdacht (((amerikanischer))) Umerzogenheit stehen. Der Kern der Aufzeichnungen dürfe aber echt sein und so hören wir vom Anteil unserer Heeresgruppe B an der Schlacht um Dünkirchen: „Fahrt nach Charleville. Hier habe ich im Weltkriege lange Zeit gesessen. Jetzt sieht es böse aus, Fliegerbomben und Artillerie haben das Städtchen schlimm zerschlagen; die Bevölkerung ist, mit wenigen Ausnahmen, geflohen. In Charleville Besprechung der neuen Operation durch den Oberbefehlshaber des Heeres mit den Heeresgruppen- und Armeeführern. Mir werden beziehungsweise bleiben unterstellt: IV. Armee (Kluge), VI. Armee (Reichenau), IX. Armee (Strauß) und das Panzerkorps Kleist. Bei meiner Rückkehr erfahre ich, daß die XVIII. Armee Furnes, die VI. Armee den Kemmel, diesen gegen schwachen Feindwiderstand, genommen hat. Sehr brav! - Reichenau führt ein bißchen Sonderkrieg. Er hat wieder nach Nordwesten in den Streifen der XVIII. Armee hereingedreht. Die ist wütend, weil dies das dritte Mal ist und weil dadurch jedesmal Durcheinander und Zeitverlust entsteht. Heute Nachmittag war Reichenau beim König der Belgier in Brügge statt bei seiner Armee, wo in der Mitte und am Südflügel, infolge des sich immer enger schließenden Kessels, eine feste Hand besonders nötig wäre. Er ist und bleibt ein „großer Junge“. Ich versuche die Lage zu entwirren, indem ich beide Flügel der nach Nordwesten eindrehenden Stoßgruppe der Armee Reichenau festlege und befehle, daß alle Teile dieser Armee, die die Trennungslinie zu XVIII. überschreiten, mit diesem Augenblick unter den Befehl des Armeeoberkommando XVIII treten. In Charleville wird mir aus einer Bemerkung Rundstedts klar, weshalb die Panzerverbände bei Dünkirchen nicht aktiver waren. Rundstedt sagt: „Ich hatte Sorge, daß die schwachen Kleistschen Truppen von den ausweichenden Engländern überrannt würden!“ Ich hatte diese Sorge keineswegs; wenn sie überhaupt jemals Berechtigung hatte, so ist sie völlig gegenstandslos geworden, seit die XVIII. und die VI. Armee dem Engländer so an der Gurgel sitzen, daß er froh sein kann, wenn es ihm gelingt, das nackte Leben zu retten! Warum aber hat man mir das nicht früher gesagt? Dann hätte ich diese Bedenken zerstreuen können und der Engländer käme nicht mehr weg! In diesem Zusammenhange erregt der Anruf eines Offiziers der Operationsabteilung große Heiterkeit, daß scharfer Druck meines Nordflügels nötig sei! Am 21. noch befahl das Oberkommando des Heeres gegen meinen Vorschlag, meinen Südflügel stark zu machen!! Als ich gegen Abend nach Hause komme, erfahre ich, daß der König der Belgier immer noch in Brügge sitzt und nicht nach Laeken, sondern in eine Privatvilla nach Quatre Bras will. Einmal weiß ich nicht, ob diese Villa noch steht und ob sie nach Lage und Sicherungsmöglichkeit unseren Ansprüchen entspricht, und zweitens will morgen eventuell der Führer den König in Laeken sprechen. Die Leitungen nach Brügge sind gestört. Ich schicke also meinen Fliegergeneral Bieneck nach Brügge und lasse den König bitten, noch heute Nacht nach Laeken zu kommen, was in seinem eigenen dringenden Interesse läge. Dort könnten seine Wünsche gern besprochen und überlegt werden. Spät abends kehrt Bieneck zurück mit der Meldung, daß der König kommt. Bei Dünkirchen fährt der Engländer, auch von der offenen Küste, weiter ab! Wenn wir endlich einmal dort ankommen, wird er weg sein! Das Anhalten der Panzerverbände durch die oberste Führung wirkt sich als schwerer Fehler aus! Wir greifen weiter an. Der Kampf ist hart, der Engländer ist zäh wie Leder, und meine Divisionen sind ausgepumpt. Am rechten Flügel. bei der XVIII. Armee, geht es nicht vorwärts; der nördlichste Angriffsflügel bekommt Feuer von der englischen Flotte. Bergues, dessen Besitz für die Wegnahme von Dünkirchen wesentlich ist, ist entgegen den bisherigen Mitteilungen noch nicht genommen. Das X. Armeekorps wird längs der Straße Poperinghe - Bergues zum Angriff angesetzt. Jetzt endlich wird das XIV. Korps durch die Heeresleitung unterstellt, aber gleich mit der Ankündigung, es müsse möglichst bald wieder freigemacht werden. Praktisch ist jetzt mit der Unterstellung nichts mehr anzufangen. Vor sechs Tagen wäre sie von entscheidender Bedeutung gewesen. Heute stört das Korps nur die Bewegungen des X. Armeekorps. Vormittags fahre ich nach Laeken, wo ich mich angesagt hatte, um den König nach seinen Wünschen zu fragen. Der Generaladjutant, ein Wallone, empfängt mich zu kühl für einen wohlerzogenen Mann in dieser Lage. Er fragt, ob ich dem König „ma visite“ machen wolle, was ich bejahe. Vorher möchte ich aber einige Fragen mit ihm, dem Adjutanten, besprechen, damit sie den König nicht unvorbereitet träfen: I.) Ich habe darauf bestehen müssen, daß der König noch gestern nach Laeken kam, weil seine Sicherheit in Brügge nicht gewährleistet schien. Zumal dort noch Engländer und Franzosen herumliefen. II.) Die Frage der eventuellen Übersiedlung des Königs nach der Villa Les Bouleaux. III.) Die Frage der Übersiedlung der Königin-Mutter...“.