...em Zweiten nicht kennen, so müssen wir seiner wohl oder übel an seinem Todestag gedenken. Der Sohn Ottos des Großen und der Adelheid von Burgund wurde 955 geboren und regierte von 973 bis 983. Seine Regentschaft wurde am Ende von einigen Rückschlägen getroffen, jedoch steht es außer Zweifel, daß er diese wieder ausgebügelt hätte, wenn ihn nicht ein früher Tod von der Weltbühne abberufen hätte. Widukind von Corvey, der Hausgeschichtsschreiber der Ottonen, berichtet uns nun vom Tod Ottos des Großen und von der Erhebung seines Sohnes Ottos des Zweiten zum Nachfolger: „Als nun der Kaiser den Tod seiner Mutter und seines Sohnes und der übrigen vornehmen Männer - denn auch Gero, ein gewaltiger und mächtiger Mann, war schon vorher gestorben - vernommen hatte, beschloß er von dem Feldzuge nach Fraranetum abzustehen und nach Anordnung der Verhältnisse in Italien in sein Vaterland zurückzukehren. Es drang auch zu ihm das Gerücht, als ob die Mehrzahl der Sachsen sich empören wollte, eine Sache, die wir nicht einmal der Mitteilung für wert erachten, weil sie ohne alle Bedeutung war. So verließ er denn Italien - mit großem Ruhme, da er den König der Langobarden gefangen genommen, die Griechen überwunden und die Sarazenen besiegt hatte; mit seinen siegreichen Heerscharen zog er nach Gallien, um von hier nach Germanien hinüberzugehen und das nächste Osterfest an dem weltberühmten Orte Quedlinburg zu feiern, wo eine zahlreiche Menge ans verschiedenen Völkern zusammenkam und seine wie des Sohnes Rückkehr ins Vaterland mit großer Freude feierte. Hier blieb er aber nicht länger als l7 Tage, und zog abwärts, um die Himmelfahrt des Herrn zu Merseburg zu feiern. Traurig aber durchwandelte er diese Gegenden ob des Todes des trefflichen Mannes, des Herzogs Hermann, der das Gedächtnis seiner Klugheit und Gerechtigkeit und seiner wunderbaren Wachsamkeit in innen- und auswärtigen Angelegenheiten allen Sterblichen für ewige Zeiten hinterlassen hat. Darauf empfing er Gesandte aus Afrika, die ihm mit königlicher Ehre und mit Geschenken aufwarteten, und hieß sie bei ihm bleiben. Am Dienstag aber vor Pfingsten kam er an einen Ort der Memleben heißt. In der nächsten Nacht stand er wie gewöhnlich mit der Dämmerung von seinem Lager auf und wohnte den nächtlichen Lobgesängen und den Frühmetten bei. Darauf ruhte er ein wenig. Nachdem hierauf das Meßamt gehalten war, spendete er nach seiner Gewohnheit den Armen, genoß ein Wenig und ruhte wiederum auf seinem Lager. Zur Mittagsstunde aber kam er fröhlich aus seinem Gemach und setzte sich heiter zu Tisch. Nach vollbrachter Aufwartung wohnte er den Abendgesängen bei. Als aber das Evangelium gesungen war, fing er schon an, Hitze zu fühlen und matt zu werden. Als dies die umstehenden Fürsten merkten, setzten sie ihn auf einen Sessel. Da er aber das Haupt neigte, als wäre er schon verschieden, erweckten sie ihn noch wieder zum Bewußtsein: er begehrte das Sakrament des Leibes und Blutes Gottes, nahm es und übergab dann ohne Seufzer mit großer Ruhe den letzten Hauch unter den Klängen der Lobgesänge dem barmherzigen Schöpfer aller Dinge. Dann ward er von hier in sein Schlafgemach gebracht, und da es schon spät war. sein Tod dem Volke verkündet. Das Volk aber sprach viel zu seinem Lobe in dankbarer Erinnerung, wie er mit väterlicher Milde seine Untertanen regiert, und sie von den Feinden befreit, die übermütigen Feinde, Awaren, Sarazenen, Dänen, Slawen mit Waffengewalt besiegt, Italien unterworfen, die Götzentempel bei den benachbarten Völkern zerstört, Kirchen und geistliche Ordnung eingerichtet habe, und indem sie untereinander noch viel anderes Gute über ihn redeten, wohnten sie der königlichen Leichenfeier bei. Als es aber Morgen geworden war, reichten sie der einzigen Hoffnung der ganzen Kirche, dem Sohne des Kaisers, obgleich er schon längst zum König gesalbt und vom apostolischen Vater zum Nachfolger im Kaisertum bestimmt worden war, noch einmal, wie im Anfange wetteifernd die Hände, Treue und Beistand gegen alle Widersacher gelobend und durch den Diensteid bekräftigend. Also ward er von Neuem vom ganzen Volke zum Fürsten gewählt und geleitete dann seines Vaters Leiche in die von diesem prächtig erbaute Stadt Magdeburg. Und so starb am siebenten Mai, am Mittwoch vor Pfingsten der römische Kaiser, der König der Völker, und hinterließ in kirchlichen wie in weltlichen Dingen viele und ruhmwürdige Denkmäler der Nachwelt...“.