...er deutscher Altertumsforscher und Kunstgelehrter Joachim Winckelmann das Licht der Erdenwelt. Im Wesentlichen verdanken wir Deutschen im die geistig-künstlerische Strömung des Klassizismus, die er im Achtzehnten Jahrhundert (mit) heraufbeschwor und die im Neunzehnten und Zwanzigsten Jahrhundert ihren Höhepunkt finden sollte; bis die (((amerikanische))) Umerziehung die schönen Künste und das klare Denken unterdrücken sollte... Damit dieser grober Unfug irgendwann auch wieder aufhört, richten wir Panzertiere unseren großen deutschen Dichtern und Denkern kleine Gedenkfeiern aus, auf denen wir aus deren Werken vorlesen, den Vortrag passend bebildern und mit Tondichtungen unterlegen und natürlich auch den ein oder anderen Schädel Met trinken. So wollen wir es auch bei unserem Winckelmann halten. Der geschätzte Kollege entstammte einer Schusterfamilie und schlug die Gelehrtenlaufbahn ein. Sein Brot verdiente er sich als Schul- und Hauslehrer und studierte in Halle an der Saale die Gotteskunde und in Jena die Heilkunst. Doch wurde er weder Kleriker noch Heiler. Der sächsische Kurfürst Friedrich August der Zweite verlieh ihm eine Pension und so machte sich unser Winckelmann 1755 auf den Weg nach Rom, wo er sich niederließ. Dort fand er Arbeit als Bücherpfleger und führte kunstgeschichtliche Fremdenführungen durch. Wenn er gewußt hätte, was daraus einmal werden würde, so hätte unser Winckelmann das bestimmt sein lassen... Von seinen Werken seien „Geschichte der Kunst des Altertums“, „Anmerkungen über die Baukunst der Alten“, „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“, „Alte Denkmäler der Kunst“, „Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen“ und „Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, und dem Unterrichte in derselben“ genannt. Es wäre sicher übertrieben, wollte man deren Anschaffung für die heimische Panzerbüchersammlung als ein Muß bezeichnen. Schaden kann sie aber ganz sicher nicht. Aus Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Altertums“ trage ich das Vorwort unsers Altertumsforschers vor: http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/winckelmann_kunstgeschichte01_1764 „Die Geschichte der Kunst des Altertums, welche ich zu schreiben unternommen habe, ist keine bloße Erzählung der Zeitfolge und der Veränderung in derselben, sondern ich nehme das Wort Geschichte in der weiteren Bedeutung, welche dasselbe in der griechischen Sprache hat, und meine Absicht ist, einen Versuch eines Lehrgebäudes zu liefern. Dieses habe ich in dem Ersten Teile, in der Abhandlung von der Kunst der alten Völker, von jedem insbesondere, vornehmlich aber in Absicht der griechischen Kunst, auszuführen gesucht. Der Zweite Teil enthält die Geschichte der Kunst im engeren Verstande, das ist, in Absicht der äußeren Umstände, und zwar allein unter den Griechen und Römern. Das Wesen der Kunst aber ist in diesem sowohl als in jenem Teile der vornehmste Endzweck, in welches die Geschichte der Künstler wenig Einfluß hat, und diese, welche von anderen zusammengetragen worden, hat man also hier nicht zu suchen: es sind hingegen auch in dem zweiten Teile diejenigen Denkmale der Kunst, welche irgend zur Erläuterung dienen können, sorgfältig angezeigt. Die Geschichte der Kunst soll den Ursprung, das Wachstum, die Veränderung und den Fall derselben, nebst dem verschiedenen Stile der Völker, Zeiten und Künstler lehren, und dieses aus den übriggebliebenen Werken des Altertums, so viel möglich ist, beweisen. Es sind einige Schriften unter dem Namen einer Geschichte der Kunst an das Licht getreten; aber die Kunst hat einen geringen Anteil an denselben: denn ihre Verfasser haben sich mit derselben nicht genug bekannt gemacht und konnten also nichts geben, als was sie aus Büchern oder vom Sagenhören hatten. In das Wesen und zu dem Innern der Kunst führt fast kein Skribent, und diejenigen, welche von Altertümern handeln, berühren entweder nur dasjenige, wo Gelehrsamkeit anzubringen war, oder wenn sie von der Kunst reden, geschieht es teils mit allgemeinen Lobsprüchen, oder ihr Urteil ist auf fremde und falsche Gründe gebaut. Von dieser Art ist des Monier Geschichte der Kunst, und des Durand Übersetzung und Erklärung der letzten Bücher des Plinius, unter dem Titel: Geschichte der alten Malerei: auch Turnbull in seiner Abhandlung von der alten Malerei gehört in diese Klasse. Aratus, welcher die Astronomie nicht verstand, wie Cicero sagt, konnte ein berühmtes Gedicht über dieselbe schreiben; ich weiß aber nicht, ob auch ein Grieche ohne Kenntnis der Kunst etwas Würdiges von derselben hätte sagen können. Untersuchungen und Kenntnisse der Kunst wird man vergebens suchen in den großen und kostbaren Werken von Beschreibung alter Statuen, die bis jetzt bekannt gemacht worden sind. Die Beschreibung einer Statue soll die Ursache der Schönheit derselben beweisen und das Besondere in dem Stile der Kunst angeben: es müssen also die Teile der Kunst berührt werden, ehe man zu einem Urteile von Werken derselben gelangen kann. Wo aber wird gelehrt, worinnen die Schönheit einer Statue besteht? Welcher Skribent hat dieselbe mit Augen eines weisen Künstlers angesehen? Was zu unseren Zeiten in dieser Art geschrieben worden, ist nicht besser als die „Statuen“ des Callistratus; dieser magere Sophist hätte noch zehnmal soviel Statuen beschreiben können, ohne jemals eine einzige gesehen zu haben: unsere Begriffe schrunden bei den meisten solcher Beschreibungen zusammen, und was groß gewesen, wird wie in einen Zoll gebracht. Eine griechische und eine sogenannte römische Arbeit wird insgemein nach der Kleidung oder nach deren Güte angegeben: ein auf der linken Schulter einer Figur zusammengehefteter Mantel soll beweisen, daß sie von Griechen, ja in Griechenland gearbeitet worden. Man ist sogar darauf gefallen, das Vaterland des Künstlers der Statue des Marcus Aurelius in dem Schopfe Haare auf dem Kopf des Pferdes zu suchen; man hat einige Ähnlichkeit mit einer Eule an demselben gefunden, und dadurch soll der Künstler Athen haben anzeigen wollen. Sobald eine gute Figur nur nicht als ein Senator gekleidet ist, heißt sie griechisch, da wir doch gleichwohl senatorische Statuen von namhaften griechischen Meistern haben. Ein Gruppo in der Villa Borghese führt den Namen Marcus Coriolanus mit seiner Mutter: dieses wird vorausgesetzt, und daraus schließt man, daß dieses Werk zur Zeit der Republik gemacht worden, und eben deswegen findet man es schlechter, als es nicht ist. Und weil einer Statue von Marmor in eben der Villa der Name der Zigeunerin (Egizzia) gegeben worden, so findet man den wahren ägyptischen Stil in dem Kopfe, welcher nichts weniger zeigt, und nebst den Händen und Füßen gleichfalls von Erz, vom Bernini gemacht ist. Das heißt die Baukunst nach dem Gebäude einrichten. Ebenso ungründlich ist die von allen ohne aufmerksame Betrachtung angenommene Benennung des vermeinten Papirius mit seiner Mutter in der Villa Ludovisi, und Dubos findet in dem Gesichte des jungen Menschen ein arglistiges Lächeln, wovon wahrhaftig keine Spur da ist. Dieses Gruppo stellt vielmehr die Phädra und den Hippolytus vor, dessen Figur Bestürzung im Gesichte zeigt über den Antrag der Liebe von einer Mutter: die Vorstellungen der griechischen Künstler (wie Menelaus der Meister dieses Werks ist) waren aus ihrer eigenen Fabel und Heldengeschichte genommen. In Absicht der Vorzüglichkeit einer Statue ist es nicht genug, so wie Bernini vielleicht aus unbedachtsamer Frechheit getan, den Pasquin für die schönste aller Statuen zu halten; man soll auch seine Gründe bringen: auf eben diese Art hätte er die Meta Sudante vor dem Coliseo als ein Muster der alten Baukunst anführen können. Einige haben aus einem einzigen Buchstaben den Meister kühnlich angegeben, und derjenige, welcher die Namen einiger Künstler an Statuen, wie bei dem gedachten Papirius oder vielmehr Hippolytus und bei dem Germanicus geschehen, mit Stillschweigen übergangen, gibt uns den Mars von Johann Bologna in der Villa Medicis für eine Statue aus dem Altertum an; dieses hat zugleich andere verführt. Ein anderer, um eine schlechte alte Statue, den vermeinten Narcissus in dem Palaste Barberini, anstatt einer guten Figur, zu beschreiben, erzählt uns die Fabel desselben, und der Verfasser einer Abhandlung von drei Statuen im Campidoglio, der Roma und zwei barbarischer gefangener Könige, gibt uns wider Vermuten eine Geschichte von Numidien: das heißt, wie die Griechen sagen, Leukon trägt ein Ding und sein Esel ein ganz anderes...“.